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Orkus-Interview-SO25

Interview Orkus Magazin 2025 / September/Oktober

2 Fakten:

* Tilo Wolff rief vor 25 Jahren Lacrimosa ins Leben (Anmerkung Michael: hier hat Orkus einen Fehler gemacht, es sind 35 Jahre)
* Auch in Mexiko und generell Südamerika sind Lacrimosa sehr beliebt. Während ihrer Südamerika-Tour im Mai/Juni konnte man sogar Fernsehberichte sehen.

Wir sprechen mit Tilo Wolff im Zusammenhang mit ihrer „Lament“ - Welttournee unter anderem über Sprachgrenzen, nasse Badehosen und überirdische Publikumsreaktionen.

 

Harte Schale, weicher Kern
Orkus: Auch wenn du mit Lacrimosa schon häufiger in Südamerika aufgetreten bist, ist es dennoch erstaunlich, dass ihr dort so wahnsinnig viele Fans habt. Wir erklärst du dir das?

Tilo Wolff: Ja, so wirklich analysieren will ich das gar nicht - wenn ich einen Manager hätte, hätte der das sicher schon längst gemacht -, aber ich bin in erster Linie erst einmal dankbar dafür! Aber um deine Frage zu beantworten, denke ich, dass es letztlich die Summe vieler Faktoren sein könnte. Dazu gehört sicher, dass wir 1998 die erste europäische Gothic-Band waren, die in Mexiko aufgeschlagen ist. Dass wir das damals riskiert hatten, hat man uns nicht vergessen. Ja, und dann die Verbindung aus Emotionen und Härte ist ja auch eher selten, trifft aber das südländische Gefühl - harte Schale mit weichem Kern. Zudem gefällt Lateinamerikanern die deutsche Sprache, wobei diese auch die Frage nach Ei oder Huhn ist: Mögen die Menschen die Sprache wegen Lacrimosa, oder Lacrimosa wegen der Sprache? Jedenfalls wird anhand unserer Texte an Schulen und Universitäten Deutsch gelehrt.

Universell
Orkus: Wow! Ist das vielleicht auch ein Beweis, dass Musik über alle Länder und Sprachgrenzen hinweg die Menschen vereinen kann?

Tilo Wolff: Genau! Musik ist eine universelle Sprache! Auch wenn sich heute viele für die Texte von Lacrimosa interessieren und dafür Deutsch lernen, versteht sicher der Großteil unseres Publikums nicht, was wir singen. Aber das ist ok, denn die Musik sagt ja alles!

Tunnelblick
Orkus: Du hast auch interessante Einblicke gewährt, z.B. einen Tunnel als Backstage-Verbindungsweg in São Paulo. Wie lange musste man da gehen und wo hat das tatsächlich hingeführt?

Tilo Wolff: Ja, das Bangers Festival in São Paulo ist wirklich großartig im wahrsten Sinn des Wortes! Das Festival-Gelände erstreckt sich über einen ganzen Stadtteil und bietet unglaublich viel für das Publikum, aber auch für die Bands. Dieser Tunnel führte von unserem Backstage zu dem Areal, in dem die Bands, die dazu bereit waren, Autogrammstunden gaben. Auch das war hervorragend organisiert!

Goths am Strand
Orkus: Du hast immer wieder interessante Kulturdenkmäler, besondere Architektur oder auch einfach nur die Umgebung gepostet, aber immer aus einem interessanten Blickwinkel. Wie viel Zeit blieb dir bei dieser Tour, das Umland kennenzulernen?

Tilo: Viel Zeit war da leider nicht. Wir hatten im Grunde jeden Tag ein Konzert in einer anderen Stadt, also früh morgens raus aus dem Hotel und mit dem Bus zur nächsten Metropole. Wenn wir dann irgendwo angehalten haben, habe ich hier und da eines dieser Fotos gemacht. Aber da es so viele Konzerte waren, mussten wir leider auf komplett freie Tage verzichten, sonst wären wir in der Summe zu lange unterwegs gewesen. Die einzigen Tage, an denen wir abends nicht auf der Bühne standen, waren Flugtage, wenn die Distanzen zu groß für einen Bustransfer waren. Das hat dann zu so lustigen Situationen geführt, dass wir z.B. nach der Ankunft an einem Küstenort in den Pazifik gesprungen sind, um dann ohne Zeit zum Duschen mit nassen Badehosen unter den Klamotten im „Meet & Greet“ gestanden sind.

Orkus: Also, richtiges Urlaubsgefühl, gleichzeitig auch fast etwas unwirklich „Goths am Strand“. Wie geht es dir damit?

Tilo: Ins Meer springen muss sein! Oder Meeresfrüchte essen gehen, oder in Standbars ein kühles Bier trinken - ich liebe den Strand, so wie ich die Berge oder den Wald liebe. Alles zu seiner Zeit, es gibt so viel zu entdecken und zu erleben, und wenn wir am Meer spielen, will ich das sehen und erleben!

Überirdisch
Orkus: An welche Momente erinnerst du dich ganz besonders zurück, wenn du an diese Tour denkst?

Tilo: Oh, da waren so unfassbare Momente dabei - wenn man da z.B. in eine Stadt fährt, und auf fünf Meter hohen Werbemasten seinen Namen liest, oder wenn man ein Zusatzkonzert ankündigt, und nach wenigen Minuten  erfährt, dass es schon wieder ausverkauft ist. Der größte Moment aber war, als wir beim Abschlusskonzert in Mexiko Stadt die Orchester-Show 2026 angekündigt haben. Die Reaktion des Publikums war überirdisch! So etwas hatte keiner der Anwesenden jemals erlebt!

Rückkehr
Orkus: Wie kam es zu dieser schönen Idee des Orchester-Konzerts nächsten August?

Tilo: Schon lange wollte ich mit Orchester auf die Bühne gehen. Während der letzten ein, zwei Jahre haben wir ein Konzept ausgearbeitet und als wir dann die Arena in Mexiko Stadt buchen konnten, haben wir zugeschlagen. Glücklicherweise ist sie auch am darauffolgenden Tag verfügbar, denn das erste Konzert war in wenigen Stunden ausverkauft.

Probleme?
Orkus: Ein Konzert musste aus Sicherheitsgründen verlegt werden und wurde um einen Tag verschoben. Was ist denn da „passiert“?

Tilo: Die Stadt (Anmerkung von Michael: die Stadt war San Luis Potosí) wollte einen neuen Park einweihen und hatte unserem Veranstalter deswegen diese Location für unser Konzert angeboten. Das wäre eine gute Werbung für dieses neue Areal gewesen, allerdings vollkommen ungeeignet für die Durchführung eines Konzertes. Zusammen mit meiner Produktionsleiterin haben wir entschieden, aus Sicherheitsgründen das Konzert verlegen zu lassen. Ein Beispiel: Das Areal, auf dem das Publikum gestanden hätte, war ein kunstvoller Steingarten, durchzogen von meterbreiten Wasserkanälen mit geländerlosen Holzbrücken. Sehr schön anzusehen und bei Tageslicht wunderbar zum Flanieren, aber in der Dunkelheit wären die Menschen über die Steine gestolpert, in die Wassergräben und von den Brücken ohne Geländer gefallen, die Panik hätte ihr Übriges getan.

Orkus: Ja, das hätte ganz schön ins Auge gehen können! Nicht alle Konzerte konnten pünktlich stattfinden, da der Andrang so groß war und zum ursprünglichen Start noch so viele Leute draußen gewartet haben. Wie habt ihr das erlebt?

Tilo: Ja, das war ein Problem. Einerseits ist es ja schön, wenn so ein Andrang herrscht, anderseits war das jetzt auch nicht die große Überraschung für das Sicherheitspersonal. Da hätte man sich seitens der Örtlichen besser vorbereiten können.

Kulturunterschiede?
Orkus: Was hat es mit dem südamerikanischen Publikum auf sich? Inwiefern unterscheidet sich die Mentalität vom westeuropäischen oder speziell deutschem? Oder sind die Unterschiede gar nicht so groß?

Tilo: Grundsätzlich ist das lateinamerikanische Publikum einfach deutlich lauter und wilder. Die Menschen sind im Vergleich zu uns Westeuropäern einfach freier im Denken und Handeln. Das muss man auch gar nicht werten - wobei genau dieses Werten und Bewerten übrigens etwas sehr Deutsches ist. Der Argentinier liebt sein Land und wenn ich eine argentinische Flagge hochhalte, jubelt das Publikum. In Deutschland würde das Diskussionen und lange Debatten auslösen. Und ich hörte jetzt schon: „Ja, aber die hatten ja auch eine andere Vergangenheit“. Und schon beginnt die Debatte ...

Heimkehr
Orkus: Ja, es ist schwierig, einerseits den Geist der Vergangenheit im Sinne von „nicht vergessen“ aufrecht zu erhalten, und sich andererseits nicht von ihm geißeln zu lassen. Sprechen wir über die baldigen Deutschland-Konzerte. Müsst ihr dafür noch proben oder seid ihr sowieso schon perfekt eingespielt?

Tilo: Klar, nach einer so langen Tour ist man gut eingespielt, allerdings spielen wir nicht die identische Setliste, es gibt tatsächlich ein paar regionale Unterschiede. Zum Beispiel haben die Lateinamerikaner weniger Bezug zu Liedern wie „Alles Lüge“, dafür hören sie gerne „Copycat“, in Deutschland ist das eher umgekehrt. Und ich freue mich, wieder in Deutschland auf Tour zu sein.

(Interview: Claudia Zinn-Zinnenburg)

Eric Burton

Ich hatte das Vergnügen, ein nettes Interview mit Eric Burton zu führen. Wir kennen ihn von Catastrophe Ballet, der Zusammenarbeit mit Tilo Wolff, aber auch von Heartbeat Promotion. Vielen Dank.

1989 wurde Catastrophe Ballet gegründet, wie kam es dazu und wurde der Name wegen des zweiten Christian Death Albums von 1984 gewählt?

In den 80ern saß ich in Bitburg fest, typisches Kleinstadtleben. Ich wollte Klanglandschaften schaffen, die unter die Haut gehen – so begann alles mit Manfred Thomaser an der Gitarre. Den Namen Catastrophe Ballet wählten wir bewusst vom zweiten Album von Christian Death, weil die beiden Begriffe eine perfekte Choreographie aus Schmerz und Schönheit beschreibten, die zu meinem eigenen musikalischen Leitmotiv wurden.



1992 bist du unteranderem auch mit Shadow Projekt (Rozz Williams!) getourt, wie war diese Tour und diese Erfahrung? 

Die Deutschland-Tour mit Shadow Project und Rozz Williams war eine tolle und auch neue Erfahrung in vielerlei Hinsicht. Es entstanden Bekanntschaften, die es heute noch gibt. Fotos gibt es einige aus der Zeit, findet man auch bei Facebook z.B. in den Posts von William Faith.

Von Bitburg nach Hamburg, warum gab es diesen "Umzug"?

Bitburg war die Geburtsstätte, ich fand dort persönliche und meine erste Welle von künstlerischer Freiheit, die ich dann in Hamburg ausführen und ausleben konnte. Ohne Hamburg hätte es die Band nicht so lange gegeben. Die Stadt hat unser Leben als Band verlängert.

Du hast mit Catastrophe Ballet über 400 Konzerte bzw. Festivals auf der ganzen Welt gespielt und natürlich sehr viele Künstler kennengelernt, gibt es ein Konzert bzw. ein Festival auf das du besonders gerne zurückblickst?

Von über 400 Gigs ragt für mich das Zillo Festival 1998 heraus, als wir vor 21.000 Menschen spielten – neben The Cure und Rammstein. Generell waren die Festivals alle einzigartig, egal ob die frühen 90er WGTs oder kleinere Events.



Ich glaube 1995 habt ihr eine Mega Tour mit (über) 100 Städten in Europa gespielt, wie war das, ermüdend?

Ja, wir sind durch ganz Europa und die USA getourt. Es war atemberaubend schön, teilweise grauenhaft schlimm. Ich vermisse heute keine Sekunde davon! Damals konnte ich davon nicht genug bekommen.

Nach so vielen Konzerten gab es aber nur ein Live-Album, warum? Und warum wurde das Dark Nation Day Festival in Wien dafür gewählt?

Die Frage setzt voraus das wir immer alles geplant hätten. Haben wir aber nicht, alles kam wie es kommen sollte. Das Album hätte auch an jedem anderm Ort der Welt aufgenommen werden können.

Natürlich habt ihr auch in Mexiko-Stadt gespielt, es war im Circo Volador oder? Wie habt ihr die Fans erlebt, kann man Europäische, US-Fans und Mexikanische Fans vergleichen ?

Circo Volador ….Mexikanische Fans tanzen, singen, schreien lauter als überall sonst. Europäer sind oft andächtig, US-Fans enthusiastisch, doch in Mexiko bricht eine freundliche Wildheit los, die ich so bis dahin nirgendwo anders erlebt hatte.

Auf dem Album von 2006 "All Beauty Dies" kann man eine Ballett Tänzerin sehen, hat das eine tiefere Bedeutung?

Die Tänzerin ist mehr als Ästhetik: Sie symbolisiert die Vergänglichkeit dieser Welt – Schönheit, die im Fallen erblüht, nur um im nächsten Moment zu vergehen. Ein stiller Dialog von Licht und Dunkelheit.

2013 gab es dann den letzten Auftritt und die Auflösung der Band, warum?

Unser letztes großes Finale war das Wave-Gotik-Treffen 2013 – mehr als ein Abschiedskonzert, es war ein kathartisches Ende nach 25 Jahren. Kreative Wege trennten sich, und wir hatten das Gefühl, die Geschichte sei erzählt. Ich mag keine Wiederholungen und wollte nie das Catastrophe Ballet einfach zu „ausfaden“.

Dazu ein Text der sich heute ergeben hat:

„Rebellion im Rückspiegel“

Ich seh sie vor mir.
Die Typen mit den schwarz gefärbten Haaren die noch geblieben sind.
Lederweste, Patch von der Lieblingsband,
stehen vorm Festival Merch Stand
und kaufen ein T-shirt oder die vierte Platte
von einer Band, die seit 1991
nichts Neues mehr gesagt hat.

Und ich frag mich:
Wen wollt ihr noch beeindrucken?
Euch selbst…oder den Spiegel,
in dem ihr euch noch mal als Anfang sehen wollt,
obwohl das längst das Ende ist?

Damals –
stand ich auf Friedhöfen mit viel zu großen Schuhen,
während der Soundtrack der Szene uns wie Strom durchfloss
und die Welt da draußen ein Feindbild war,
klar umrissen,
glänzend in seiner Ablehnung.
Wir waren nicht viele –
aber wir waren echt.

Heute -
Ist das noch Rebellion – oder bloß Nostalgie mit Nebelmaschine?

Eric Puchner hat eine Geschichte geschrieben,
„Trojan Whores Hate You Back“
– eine Band,
die's nochmal wissen will,
Punks auf Tour,
die denken, sie wären noch gefährlich.
Sind sie aber nicht.
Sie sind alt.
Und verloren.
Und alles, was mal wild war,
klingt jetzt wie Playback.

Und ich hab das gelesen
und dachte:
Scheiße.
Das sind wir.

Die schwarze Szene,
die einst aufbegehrte,
steht jetzt Schlange
für Autogramme von Typen mit Perücken.
Wir feiern die Vergangenheit
wie einen Kult.
Wir tanzen wie früher,
aber wir fühlen es nicht mehr.

Oder?

Vielleicht bin ich nur wütend,
weil ich auch dazugehöre.
Weil ich nicht loslassen will.
Weil ich weiß:
Der Soundtrack meiner Wut
wird heute in der Mittagspause gehört
von Leuten,
die nie etwas dafür riskieren mussten.

Und trotzdem...
liebe ich diese Szene.
Weil sie mich gerettet hat.
Aber ich will ihr nicht dabei zusehen,
wie sie sich selbst konserviert
wie eine Leiche mit Lippenstift.

Rebellion wird alt.
Aber sie sollte nicht lügen.
Nicht sich selbst vorspielen,
sie sei noch jung,
wenn sie längst
nicht mehr kämpft,
sondern sich selbst und den Leuten etwas vorspielt.

Ich hab keinen Bock mehr
auf Dinosaurier,
die wie Götter angebetet werden,
aber nichts mehr sagen.
Und keinen Bock mehr
auf Magazine,
die sich seit '88
nicht verändert haben,
außer dass die Seiten dünner geworden sind.

Ich will was Neues.
Oder ich will Ruhe.
Ehrliche Ruhe.
Stille,
in der Platz ist für etwas Echtes.

Denn vielleicht ist es das:
Unsere Aufgabe heute
ist nicht, vorne zu stehen.
Sondern Platz zu machen.
Nicht die Szene zu retten.
Sondern ihren Geist zu bewahren.

Nicht Stil.
Geist.

Und wenn du jetzt sagst:
„Aber ich fühl das alles noch!“
Dann sag ich:
Zeig es.
Aber bitte:
ohne Maske,
ohne Nostalgie,
ohne Requisiten.

Zeig mir,
was du heute zu sagen hast.
Nicht nur,
wer du gestern warst.

Denn genau deshalb
krieg ich diese Gedanken
nicht mehr aus dem Kopf.

Weil diese Gedanken uns den Spiegel hinhält,
den wir so lange gemieden haben.

2022 gab es dann die Veröffentlichung der "The Malberg Tapes" (das einzige Album von Catastrophe Ballet das man im Moment in Spotify hören kann), auf dem Cover kann man das Malberg Schloss sehen, gibt es hier einen besonderen Grund dafür? 

2022 erschienen die „Malberg Tapes“, benannt nach den alten Aufnahmen, die wir in einer alten, kalten und dreckigen Fabrikhalle in der Nähe von Schloss Malberg machten. Dieses Gemäuer strahlte eine zeitlose Melancholie aus – perfekt für unsere frühen Demos. Das alles hat sich Manfred Thomaser ausgedacht, Danke dafür.

Heute wird eigentlich alles Digital veröffentlicht, natürlich gibt es auch noch CDs, Vinyl und manchmal auch Kassetten. Aber ich denke heutzutage fehlt das Erlebnis in einem CD-Store Platten oder neue Künstler zu entdecken, wie siehst du diese Entwicklung?

Ja, Streaming ist praktisch. Ende der Geschichte. Man erinnert sich meistens an sein erstes physisches Album, aber meist selten an seinen ersten Download oder Stream.

Du bist jetzt Manager bei HARDBEAT PROMOTION Deutschlands erfolgreichster Promotion Firma für Independent Musik etc. , wie kam es dazu?

Ich wollte Künstlern und Bands helfen, die Ideen weitergeben, die mich selbst einst entzündet haben.

Vermisst du auf der Bühne zu stehen? 

Ich weiß, hier erwartet man jetzt eine Klischee Antwort. Aber ich kann nur sagen: Nein, ich vermisse gar nichts!!!

Dann gab es da die Band Cinema Bizarre (nicht zu verwechseln mit Cinema Strange). Wie kam es zu diesem Projekt, in dem du unter anderem auch mit Tilo Wolff zusammengearbeitet hat?
(Für mich war es damals super interessant das die Band, noch bevor sie überhaupt Musik veröffentlicht hatte, geschweige denn das erste Album in den Geschäften hatte, einen "Hype" ausgelöst hatte, jedenfalls in Myspace und dann auch Facebook etwas später.)

Als Tilo Wolff und ich Cinema Bizarre entwickelten, reizte uns das Konzept: junge auffällige Musiker, ein Hype auf MySpace noch vor dem Debüt, eine Visual Kei / Manga-Ästhetik, kombiniert mit Emo Rock, Depeche Mode, Sigue Sigue Sputnik, David Bowie und endlos vielen anderen Pop Zitaten. Im Grunde genommen wollten wir auch sehen wie weit man mit einer bloßen Idee und viel Frechheit kommt. Die Antwort ist: sehr weit. 

Gibt es interessante (oder uninteressante) Pläne für die Zukunft?

Mache ich nie. Alles kommt wie es kommen soll.

Dann kommen noch die "Hamburger Fragen": HSV oder St. Pauli? Bitburger oder Hamburger Bier? Labskaus oder lieber etwas deftiges aus der Bitburger Ecke?

Ich wohne auf St. Pauli, bin aber kein Fußballfan.
 Freibier.
 Ich bin Vegetarier seit 30 Jahren. Essen ist mir generell egal.

Möchtest du noch etwas loswerden, oder sogar beichten? Eine nette Anekdote akzeptiere ich natürlich auch gern. / Oder gibt es eine Frage, die dir nie gestellt wurde, aber du gerne beantwortet hättest?
https://www.youtube.com/watch?v=_8mduTEvnU0

Catastrophe Ballet | Spotify   


Das Interview wurde von Michael geführt.

Mono Inc.

Am 15. August dieses Jahres kommt endlich das neue Album von Mono Inc. auf den Markt, dazu wird es im Oktober/November eine Deutschland/Schweiz Tour geben. Ich hatte die Möglichkeit ein kleines Interview mit Carl Fornia (Gründungsmitglied und Gitarrist von Mono Inc.) zu führen. Doch lest selbst. Ich hoffe wie immer es gefällt euch!

Dieses Jahr feiert Mono Inc. 25-jähriges Bestehen (Herzlichen Glückwunsch von mir!), es ist also wie eine Silberhochzeit mit der Szene, wie wird gefeiert?

In unserer Zeitrechnung haben wir erst 2028 bis 25-jährige Bestehen. Für uns ist das Gründungsdatum von Mono Inc. verbunden mit dem ersten Album, welches 2003 erschienen ist.

Gut, dass Zeit relativ ist, 22 Jahre sind dann Bronzehochzeit, auch etwas Schönes! 

Vor Mono Inc. gab es Wild Thing und Mono 69, aus welchem Grund wurde dann Mono Inc. gegründet?

Die Band Wild Thing hatte eine kurze Lebensdauer, weil der damalige Sänger mangels finanziellen Erfolgs nach kurzer Zeit die Band wieder verlassen hatte. Die 3 verbliebenen Bandmitglieder, Miky Mono, Martin Engler und ich, haben eine gewisse Zeit benötigt, sich neu aufzustellen. Wir wussten, dass wir gemeinsam weiter machen wollten und hatten daher Miky zum Sänger erkoren. Nach dem Wegfall von Wild Thing, welche vertraglich an das Major-Record-Label Virgin (heute Universal) gebunden war, konnten wir frei entscheiden, welchen Sound wir machen wollten. Es dauerte ein paar Monate, wenn nicht Jahre, bis wir die musikalische Ausrichtung ausgependelt hatten. Wir waren seinerzeit auf einmal frei in der Entscheidung, was neu und spannend war. Man kann also im Rückspiegel sagen, dass Mono69 die Ausprobierphase vor Mono Inc. war. Deutsch, englisch, elektronisch, industrial… es wurde experimentiert. Mono Inc. wurde dementsprechend nicht „gegründet“ sondern war quasi eine Umbenennung, mit dem Zusatz, dass seinerzeit Manuel Antoni das Line-up ergänzt hat.

Mono Inc. leitet sich von Monomanie und incorporated ab, wie kam es zu diesem Namen?

Naja…, wir fühlten uns wie die Aktiengesellschaft der Teilwahnsinnigen. Da war der Weg zu dem Bandnamen ein kurzer.

Ist Mono Inc. mit Martin, Carl und Katha Mia eine Familien Band? Wird es in Zukunft eine Art Kelly Family geben? Also die Englers Family?

Sollte eine Band nicht immer funktionieren wie eine Familie? Wir haben nie unterschieden zwischen Blutsverwandtschaft und Seelenverwandtschaft. Miky, Manu, Val… Wie heute mit Ilja… Alles Familie.



Da kann ich dir nur zustimmen!

Eure ersten 6 Alben wurden komplett auf Englisch gehalten, warum? Man denkt ja oft, dass man sich in seiner eigenen Sprache besser ausdrücken kann.

Head under Water war der Extrakt, der sich in der Zeit vor Mono Inc. angesammelt hatte. Deutsch wurde ausprobiert und wieder verworfen. Martin hat relative lange in Los Angeles gelebt und produziert, weshalb er sich in der englischen Sprache genauso treffend auszugrücken vermag wie im Deutschen. Temple of the Torn und Pain, Love and Poetry waren die Wegbereiter für Voices of Doom, Viva Hades und After the War. Es gefiel uns einfach, den Traum zu träumen, ein internationales Publikum anzusprechen. Zugegebenermaßen hatten wir bis zu dem Erscheinen von Children of the Dark kaum internationale Auftritte, jedoch wollten wir uns die Chance nicht verbauen. Dazu hatten wir seinerzeit den Eindruck, dass die Musik mit Songs in deutscher Sprache zu kurz kommt, weil die Menschen so sehr auf den Text achten und nicht auf Sound, Produktion und Musikalität. Das ist allerdings heute auch noch so, weshalb wir nur punktuell deutsche Nummern aufnehmen und einstreuen.

Im August kommt euer Album „Darkness", auf was können wir uns freuen, welche sind eure Erwartungen?

„Darkness“ ist ein sehr persönliches Album – unserer Meinung nach – nicht überraschend - nach aktueller Meinung mit das Beste, was wir je produziert haben. Es ist vielseitig, soundtechnisch wirklich das beste aller Zeiten, was nicht zuletzt an Iljas phänomenalem Bass-Spiel liegt, und einige Songs haben Hit-Charakter. Mal sehen, ob das die Fans auch so sehen (werden). Unsere Erwartungen? Erwartungen hegen wir keine (mehr). Wir legen Wert darauf, dass es uns gefällt, damit wir in den Spiegel gucken können und mit den Songs Spaß auf der Bühne haben. Erfahrungsgemäß ist unser Geschmack aber ganz schön nah dran an dem unserer Fans.

Mono Inc. kommt aus Hamburg bzw. wurde dort gegründet. Hamburg verbindet viele Musiker aus der Szene (Witt, Lord of the Lost ...) was macht diese Stadt so attraktiv?

Die Stadt Hamburg ist neben ihrem schönen Stadtbild seit jeher bekannt für eine lebendige Musik-Szene. Vor der Wiedervereinigung waren hier auch zahlreiche große Labels angesiedelt, was an der vielfältigen Live- und Club-Szene gelegen hat. Nach wie vor ist Hamburg auf der Karte internationaler Künstler (wahrscheinlich, weil die Beatles den Namen in die Welt getragen haben).

Mono Inc. hat schon mit vielen Künstlern zusammengearbeitet (Musik und Konzerte), gibt es einen Favoriten und gibt es jemanden mit dem ihr gerne zusammenarbeiten wollt?

Das ist eine gute Frage! Aktuell ist nichts geplant und auch nichts erhofft. Martin wollte immer mal gern etwas mit Anna R machen, was nun leider nicht mehr passieren wird.

Mit „Children of the Dark“ und der Zusammenarbeit mit Joachim, Chris und Tilo habt ihr eine echte Hymne für die Szene geschaffen. Wie kam es zu diesem Song bzw. zu dieser Zusammenarbeit?

Der Chorus des Songs lautet bekanntlich: „We are the children of the dark.“ Martin stand am Mikro und sagte nach den Aufnahmen der Demos in etwa: „fühlt sich komisch an, von wir zu singen, wenn ich allein in der Gesangskabine stehe“. Da wir mit Joachim zu der Zeit vieles gemeinsam gemacht haben, lag es nahe, den Grand Senieur zu fragen. Tilo war uns wichtig, weil er die schwarze Szene unserer Meinung nach massiv geprägt hat. Und siehe da, er hat ohne zu Zögern zugesagt, was uns sehr positiv überrascht hatte. Und Chris ist dicke mit uns, seit Lord of the Lost bei unserer Viva Hades Tour als Support dabei waren.

Es gibt und gab auch Kritik oder Spott aus der Szene (über dieses Lied) obwohl es wohl euer erfolgreichster Song ist, wie geht ihr damit um?

Derartige Kritik habe ich ehrlicherweise nie wahrgenommen. Wir empfinden große Demut und Glück bei dem Gedanken, dass es unser „einziger“ Welthit ist.

2020 habt ihr mit Shining Light Lacrimosas Lichtgestalt auf Englisch gecovert, warum diesen Song und wie war die Zusammenarbeit mit Tilo im Speziellen?

Ja, „Shining Light“ war ein aus meiner Sicht genialer Moment. Tilo war unkompliziert wie einst bei COTD. Zack, ruck zuck hat er seine Gesangsspuren fertig gehabt. Und wir haben sogar ein Video zu dem Song veröffentlicht.

Habt ihr eine schöne Anekdote aus der Szene?

Hm, das ist nicht so leicht zu beantworten. Es stapeln sich nach über 20 Jahren die Anekdoten. Viele davon sind bereits erzählt, einige gehören nicht in die Öffentlichkeit. Lass es mich mal so sagen: Der Graf ist wieder da und sein damaliger Manager meinte, als wir im Jahr 2010 mit Unheilig auf Tour waren, dass meine Band sicherlich mal ganz groß wird. Er hat zum Teil recht behalten, denn es ist noch Luft nach oben. 😊

Wollt ihr noch etwas loswerden oder beichten?

Also, beichten ganz gewiss nicht. Wir sind offen und transparent. Vielleicht fällt es in eine andere Kategorie, aber als ich damals vor dem Spiegel im Kinderzimmer meinen Badmintonschläger als Gitarre benutzt habe, hatte ich 100%ig ein anderes Bild von einem „Rockstar“, als ich es heutzutage im Alltag (falls man es so nennen darf) erlebe.

Vielen Dank!

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Kartagon

Ich hatte vor einiger Zeit die Möglichkeit ein sehr interessantes Interview mit Hannes und Thomas von Kartagon führen zu dürfen. Ich hoffe euch gefällt dieses Interview.

Man kennt euch von der Kultband Panic on the Titanic die von 1990 bis kurz vorm Millennium bestand hatte, was hat euch zum Musikmachen gebracht?

Vielen Dank für den Status einer Kultband! Wir sind schon seit Teenager-Tagen am Musizieren.. Hannes hatte früh schon als Kind Gesangsausbildung im Chor und Klavierunterricht. Thomas hatte Instrumentalunterricht an der Orgel und konnte sogar mit den Füssen den Bass spielen :-) ( Anmerkung Michael: Das würden wir sicher gerne mal sehen!)

Warum der Name Panic on the Titanic und was war der Eisberg der dieses Projekt zum Sinken gebracht hat?

Die Band entwickelte sich aus einer Schülerband und wurde über die Jahre hinweg immer ernsthafter, wobei sie sich erst nach und nach in die Richtung Darkwave/EBM/Gothic bewegte. Der Name entstand ursprünglich aus Spass. Doch nach unserem ersten Konzert bei einem Schulfest hatten wir das Gefühl, dass wir ihn aufgrund unseres 'Bekanntheitsgrades' nicht mehr ändern konnten – und so blieb er! Es folgten die ersten Tapes, positive Rezensionen, Zeitungsartikel, ein Plattenvertrag und schliesslich das erste CD-Album, wobei der Name immer Bestand hatte.

Gegen Ende der 90er Jahre lief das Projekt jedoch mehr und mehr aus. Die Band hatte sich bereits Mitte der 90er aus verschiedenen Gründen auf ein Duo reduziert, bestehend aus Thomas und dem Sänger Simon. Obwohl noch ein Album produziert und veröffentlicht wurde, waren die Produktionsbedingungen äusserst schwierig, und auch die Zusammenarbeit der beiden gestaltete sich zunehmend kompliziert.

2001 habt ihr dann Kartagon gegründet, wie kam es dazu?

Um das Jahr 2000 herum arbeitete Thomas im Studio an neuen Demos, die nicht mehr für POTT gedacht waren. Als wir darüber sprachen, kam Hannes schnell mit Gesangsideen. Nachdem die Gesangsdemos im Kasten und für gut befunden worden waren, war für uns beide klar, dass dies ein neues Projekt sein musste, und so wurde Kartagon gegründet. Wir wollten ganz bewusst einen Neustart machen, den Reset-Knopf drücken und den 'Panic-Sound' der 90er hinter uns lassen. Unsere langjährige Zusammenarbeit hat uns stets dazu ermutigt, uns weiterzuentwickeln und neue kreative Impulse aufzugreifen. Kartagon war ein perfektes Beispiel für diese Experimentierfreudigkeit und unseren Drang, eine neue Richtung einzuschlagen. Wir konnten dann erfolgreich eine Partnerschaft mit dem Label 'Strange Ways' aus Hamburg eingehen, die das Kartagon-Debütalbum veröffentlichten.

Wie beschreibt ihr eure Musik (für die, die euch noch nicht kennen)?

Wenn wir von Personen gefragt werden, die sich in den Musikgenres bzw. speziell in der Wave/Gothic Szene nicht auskennen, beschreibe ich es als Dark Elektro (“wie Depeche Mode - aber härter…”). Wir verwenden aber auch Anleihen aus dem Synthpop, EBM, manchmal Trance…

Ihr macht schon seit mindestens 35 Jahren Musik (Glückwunsch), wie hat sich das Musikmachen verändert?

Ja, das stimmt – vielen Dank! Es gab zwar immer wieder kreative Pausen, aber die Musikproduktion hat sich über die Jahre hinweg grundlegend gewandelt. Früher war man auf teure Studios und spezielle Hardware angewiesen; heute ermöglicht uns die Technologie, mit einem Laptop im Prinzip überall, sogar am Küchentisch, Ideen aufzunehmen und komplette Songs zu produzieren.

Das hat auch die Zusammenarbeit massgeblich beeinflusst. Es ist viel einfacher geworden, mit Teammitgliedern oder Produzenten über Distanz zu arbeiten und musikalische Ideen auszutauschen. Diese Flexibilität, nicht ständig an einen physischen Ort gebunden zu sein, ist enorm inspirierend und macht viel Freude.

2010 habt ihr mit Lacrimosa auf dem Eine Nacht im Bergwerk Festival gespielt, war es der erste Kontakt zu Lacrimosa bzw. Tilo Wolff?

Ah, nein. Wir kennen Tilo schon seit Anfang der 90er Jahre und unsere Wege haben sich sowohl privat als auch musikalisch immer wieder gekreuzt. Wenn ich mich recht erinnere, haben wir uns zuallererst wohl an Wave/Gothic Parties in Basel kennengelernt. Dazu haben wir unsere ersten zwei POTT Alben im gleichen Studio wie er aufgenommen und haben uns auch dort im Studio getroffen. Wir kennen und schätzen uns gegenseitig sehr, privat als auch künstlerisch, so kam ja letztlich auch die Kollaboration für das Snakeskin Album “Medusa” zustande.

2013 gab es dann auf dem Album in the Clinic die Zusammenarbeit mit Tilo, wie kam es dazu und warum war es der Song Messiah?

Für unser zweites Kartagon-Album hatten wir uns vorgenommen, bewusst Kooperationen mit anderen Sängern einzugehen. So entstanden die Stücke mit der Schweizer Sängerin Nubya und mit Tilo. Speziell für den Song 'Messiah', der so wunderbar episch ist, waren wir überzeugt, dass Tilos unverkennbare Stimme und sein Gesangsstil perfekt dazu passen würden. Wir haben ihm eine Demoversion des Songs geschickt, und er war sofort begeistert und sagte zu.
Dass wir diesen Song dann tatsächlich einmal live vor grossem Publikum mit ihm spielen durften, hätten wir uns in unseren kühnsten Träumen nicht vorstellen können. Doch genau das ist auf unserer Tour in Mexiko passiert – ein absoluter Höhepunkt und eine unglaublich erfüllende Erfahrung.

2015 seid ihr mit Lacrimosa auf Tour in Mexiko gewesen, wie war diese Erfahrung für euch? Konntet ihr etwas von der Kultur und den Menschen in euch aufnehmen?

Wenn ich daran zurückdenke, bekomme ich schon wieder Gänsehaut. Es war so spannend und toll. Die Fans von Lacrimosa haben uns äusserst positiv mit offenen Armen und Freude aufgenommen, so dass wir bis heute dankbar sind, dass wir dort Vorband sein durften. Dies ist ja oft bei solchen Touren nicht selbstverständlich und es braucht auch etwas Mut vom Management und Veranstalter, eine nicht-etablierte Supportband auftreten zu lassen. Umso mehr waren wir dankbar für die Fans, die uns während der Konzerte abgefeiert haben. Wir kennen Mexiko sonst von Ferienaufenthalten. Die Freundlichkeit, Aufgeschlossenheit und Freude der Menschen an der Musik und an den Konzerten begeistert uns bis heute. Erneut in Mexiko auftreten zu können wäre ein grosser Wunsch von uns.

Im Jahre 2019 wart ihr dann wieder auf Tour in Mexiko, aber auch in Russland und in Deutschland. Wie unterschiedlich habt ihr das Publikum dort erlebt?

Natürlich hat jedes Land seine Eigenheiten, aber die Lacrimosa Fan-Community ist ja wie eine grosse Familie, so dass wir die Shows immer genossen haben. Einzig die Temperaturunterschiede zwischen Russland bei minus 18 Grad zu 36 Grad in Mexiko waren etwas heftig und z.B. für die Stimmbänder eine Herausforderung… Ich weiss nicht, wie Tilo das so problemlos schafft, aber das Problem ist nicht zu unterschätzen.

Mit Medusa's Spell gab es dann die Zusammenarbeit mit Snakeskin, ihr habt also mit Tilo (von Lacrimosa) und Tilo (von Snakeskin) zusammen Musik gemacht. Gab es Unterschiede bei der Arbeit mit diesen "zwei Tilos"?

Natürlich ist das Songwriting ganz anders und der Tilo “mit Sonnenbrille und Cowboyhut” hat viele Facetten vom Komponieren. Der Snakeskin Sound muss ja gezielt anders sein als bei Lacrimosa. Auch für uns war dieser künstlerische Austausch mit Tilo spannend und auch die Tatsache, eben mal ganz anders an Songs heranzugehen und anders zu arrangieren, als dass wir das bei Kartagon gewohnt sind. Es war eine tolle Erfahrung, gab uns die Gelegenheit mal neue Dinge auszuprobieren und hat natürlich viel Spass gemacht mit Tilo zu arbeiten und gemeinsam Songs zu produzieren. Auch als Sänger ist es spannend gewesen. Denn schlussendlich wächst man ja mit jedem neuen Projekt.

Bisher habt ihr "nur" drei Alben veröffentlicht (zwei Studio Alben und ein Live-Album) (ihr wart aber mit anderen Projekten fleißig) kann man mehr von euch in naher Zukunft rechnen (Ich habe gehört, dass es im Sommer neues Material geben wird)?

Absolut! Wir haben uns Anfang des Jahres ein paar Wochen ins Studio eingeschlossen und einige neue Ideen aufgenommen, die wir nun nach und nach veröffentlichen werden. Da wir gerne noch eine zusätzliche Meinung einbinden, haben wir uns diesmal Vasi Vallis (Anmerkrung Michael: FrozenPlasma/Future Lied to Us/Reaper/NamNamBulu) als Produzenten für die neuen Songs an Bord geholt. Auch ihn kennen wir schon seit längerer Zeit. Da wir in der Vergangenheit mit gegenseitigen Remixes auch schon ein paar Mal zusammengearbeitet haben, wissen wir genau, wie er “tickt”. Er vermag den Songs den nötigen Schliff zu geben und zusätzliche Facetten zu entlocken. Die erste Single “Lost In The Fire” ist nun am 06.06.2025 erschienen. Weitere Songs werden in Kürze folgen. Wir freuen uns sehr über die Reaktionen der Fans!

Was können wir vom neuen Album erwarten, warum habt ihr euch so lange Zeit dafür genommen?

Das letzte Snakeskin Album wurde ja genau vor dem Corona-Lockdown 2020 veröffentlicht und irgendwie war danach die Luft draussen. Wir hatten uns auf die Veröffentlichung von Medusas Spell und ein paar Clubkonzerte gefreut, aber dann kam alles anders und es ging zwei Jahre lang wegen Covid gar nichts mehr. Die Motivation war auf einem Tiefpunkt. Als Künstler brauchen wir das Feedback der Fans und den Applaus. Irgendwann haben wir das Musikmachen aber wieder aufgegriffen und Thomas und ich hatten grosse Lust, wieder ins Studio zu gehen und neue Songs zu produzieren. Lasst Euch überraschen!

Gibt es noch weitere Pläne für die Zukunft, evtl. eine Tour?

Es ist keine Tour geplant. Dafür waren wir einfach zu lange Zeit weg. Natürlich stehen wir für einzelne Club Gigs gerne zur Verfügung. Wir lassen es mal auf uns zukommen. Je besser die Songs ankommen und je mehr die Veranstalter von uns hören und lesen, je höher die Wahrscheinlichkeit, dass wir bald wieder einmal auf der Bühne stehen.

Mit soviel Erfahrung im Musik-Business habt ihr doch sicher eine nette Anekdote, oder?

Abgesehen davon, dass das Musik-Business ziemlich hart ist und wir trotzdem nie aufgegeben haben an uns zu glauben und Spass auf der Bühne zu haben, fällt uns gerade keine Anekdote ein.

Ihr habt schon mit vielen Musikern zusammengearbeitet, gibt es jemanden mit dem ihr gerne zusammenarbeiten würdet?

Einen Studiotag mit Gesaffelstein oder Trent Reznor von Nine Inch Nails wäre grosses Kino.

Wollt ihr noch etwas loswerden oder beichten?

Nochmals einen grossen Dank an die Lacrimosa Fangemeinde für die stets tolle Unterstützung!

Vielen Dank für das Interview!

Bandcamp:   https://mykartagon.bandcamp.com
- Kartagon | Spotify



Das Interview wurde von Michael geführt. Die Fotos sind von Kartagon.

Lou Alpizar

Capricorn spielen am Sonntag mit Lacrimosa in Cuernavaca. Ich hatte die Gelegenheit, ein kurzes Interview mit dem talentierten Lou Alpizar zu führen. Die neue Single 'The Magician' könnt ihr euch ab heute auf Spotify anhören!

☞ The Magician - Single by Capricorn | Spotify

Kannst du dich kurz vorstellen?

Mein Name ist Lou Alpizar, ich bin ein Musiker aus Mexiko-Stadt und seit fast 20 Jahren in der Branche tätig. Ich habe als Session-Musiker mit Größen wie Tim Ripper Owens (Judas Priest), Mike Vescera (Yngwie Malmsteen) und Edu Falashi (Angra, Kalmah) gearbeitet und hatte das Privileg, auf zahlreichen Bühnen und Festivals in verschiedenen Städten zu spielen. Wie für viele von uns war Musik seit meiner Kindheit mein Leben, aber ich musste eine zweijährige Pause einlegen. Während dieser Zeit begann ich, Capricorn in meinem Kopf zu erschaffen, und hier sind wir! Willkommen am Altar des Dämonengottes! Die komplette Band besteht aus Gerard Orm (Musikproduzent der Death-Metal-Band Afterfall), Rod Mata (Ex-Gitarrist von Afterfall), Oscar González (virtuoser Pianist und Komponist) und Natas Cancioncitas (unserem Schlagzeuger, einem unglaublichen Sänger und sehr berühmten Influencer).

Wie kam es zum Bandnamen „Capricorn“?

Nun, ich finde, es ist ein mystischer Name. Im Tierkreis ist Steinbock der Vater, assoziiert mit Autorität, Verantwortung und einem väterlichen Archetyp. Das zehnte Zeichen ist zudem mit Saturn verbunden, einem Planeten und einer mythologischen Figur, die ebenfalls mit Autorität, Disziplin, Ehrgeiz, Fleiß und Hingabe assoziiert wird. Diese Eigenschaften sind in den geheimnisvollen Künsten notwendig, um ein vielseitiger Magier zu sein. Also, ja, wie du wahrscheinlich schon erraten hast, ich bin Steinbock! Ich habe in der Vergangenheit mit vielen Künstlern zusammengearbeitet, und dies ist mein erstes Mal, dass ich es alleine mache, und mir war ziemlich klar, dass dies der richtige Weg sein würde. Außerdem ist dies ein Ritual, um den Dämonengott Steinbock anzurufen, eine wilde Gottheit, die Meisterschaft in Kunst, Wissenschaft und jeder beliebigen Disziplin im Austausch für Gefälligkeiten gewährt. Es ist eine Metapher für Selbstermächtigung und Magie durch den Prozess, sich unseren eigenen Herausforderungen zu stellen und sie zu überwinden.



Was inspiriert deine Musik?

Meine eigene Melancholie und Depression vermischten sich mit der Anziehungskraft, die ich schon in jungen Jahren für Okkultismus, die dunklen Künste und den Glauben im Allgemeinen empfand. Ich studiere und lese gerne über verschiedene Religionen; ich glaube, dass Glaube das mächtigste Werkzeug der Welt ist und verantwortungsvoll eingesetzt werden sollte. Nicht nur theistisches Schicksal, sondern auch der Glaube an geliebte Menschen, die eigenen Projekte, die Natur, Prinzipien usw. Daher beschäftigt sich Capricorns Musik mit magischen Ritualen, Zaubersprüchen und Anrufungen, die dem Magier eine Möglichkeit bieten, seine innere Kraft zu erschließen und sich seinen eigenen Dämonen wie Selbstmordgedanken, Einsamkeit, Verlassenheit, Verlust und allen möglichen Traumata zu stellen. Es ist wichtig, unsere Ängste zu überwinden und als Magier Erfüllung zu finden.

Am 7. Juni veröffentlichst du deinen Debütsong „The Magician“ auf Spotify. Wie sehr freust du dich schon darauf?

Es war eine lange Reise. Ich schreibe diese Zeilen am 7. Juni, und „The Magician“ ist bereits in den Läden. Mein Telefon klingelt ununterbrochen mit herzerwärmenden Nachrichten. Wir haben eine dreimonatige Kampagne gestartet, um „The Magician“ zu begrüßen, und ich denke, wir haben einen guten Start hingelegt. Ich fühle mich glücklich und gesegnet.

Dieses Wochenende, am 8. Juni, spielst du mit einer kleinen Band namens Lacrimosa in Cuernavaca. Wie kam es dazu?

Es war magisch! Wir arbeiten seit Januar an Capricorns „erstem Jahr“. Meine Geburtstagsparty war am 2. Januar, also sagte ich an diesem Tag meinen Freunden: „Hey, ich habe beschlossen, diese Band zu gründen, wer kommt mit?“ Und seitdem sind erst sechs Monate vergangen. Wir arbeiteten sehr schnell, mit maximaler Disziplin und Einsatz, und ich hoffte, im letzten Quartal 2025 größere Shows spielen zu können. Doch eines Morgens rief mich unser Manager von Legendcy an und fragte, ob ich Lacrimosa mag. Ich antwortete mit einem klaren JA! Ich bin seit meiner Highschool-Zeit Lacrimosa-Fan. Und er sagte: „Cool! Denn du bist eingeladen, bei einem der mexikanischen Konzerte ihrer Lament World Tour zu spielen.“ Ich fühlte mich glücklich wie nie zuvor, obwohl ich sonst eher niedergeschlagen und entspannt bin. Ich finde, das ist eine großartige Gelegenheit, besonders für eine Band, die gerade keine Songs streamt. Aber ich fühle mich erneut gesegnet, dass diese Leute meiner Arbeit von früher vertraut haben und das hat dazu beigetragen, „The Magician“ etwas mehr Kraft zu verleihen. Ich bin Legendry und natürlich Lacrimosa dankbar!

Ihr habt vor zehn Wochen euer Livedebüt gegeben. Wie war es und werden wir euch dieses Jahr öfter sehen?

Es war ein holpriger, aber erfüllender Weg mit einem Happy End, das mir gezeigt hat, dass ich es alleine schaffen kann. Capricorns Debüt war in einer Promo-Show für die Lacuna Coil Tour in Mexiko. Es war augenöffnend und herausfordernd, da es mein erstes Mal seit zehn Jahren als Frontmann war. Aber wir hatten ein ausverkauftes Haus und unsere Songs kamen unglaublich gut an. Und ja! Wir werden unsere Termine mit zwei anderen renommierten Metal-Titanen aus Großbritannien bzw. Schweden abschließen. Mehr kann ich im Moment noch nicht verraten, aber was unsere Auftritte angeht, haben wir bald große Pläne, sowohl im In- als auch im Ausland!

Was können wir vom Auftritt am Sonntag erwarten?

Capricorn ist nicht nur eine Band; es ist ein Portal. Mit Gothic Doom Metal, eindringlichen Klanglandschaften, geheimnisvoller Symbolik und musikalischen Ritualen beschwören wir die Energie des Saturns, um diejenigen zu leiten, die nach Transzendenz suchen. Kommt zu uns ins Ocampo Theater in Cuernavaca und wir begrüßen euch zur Klangzeremonie!

Capricorn kommt aus Mexiko-Stadt. Hast du Lacrimosa im Circo Volador gesehen?

Natürlich! Ich habe sie ein paar Mal in Mexiko-Stadt gesehen. Ich war 2015, 2017 und 2022 bei ihren Konzerten im Circo Volador, aber mein Lieblingskonzert war 2009. Meine Freundin aus der Highschool war total verrückt nach der Band und kannte sie nicht besonders gut, aber sie lud mich ein, und ich sagte: „Na, dann lass uns hingehen.“ Das Ergebnis war unglaublich: Ich bin seitdem in Lacrimosa verliebt; ich kann gar nicht zählen, wie oft ich Songs wie Malina oder Copycat gehört habe. Für mich sind Tilo und Anne Genies und tolle Menschen.

Was sind die nächsten Pläne oder Projekte?

Bald drehen wir ein Musikvideo in den Somnia Studios. In ein paar Wochen erscheint unsere zweite Single „Capricorn“, mein Lieblingssong aus diesem Projekt. Und schließlich das Highlight: Unser Debütalbum „CEREMONY“ wird ebenfalls erhältlich sein. All das wird 2025 passieren. Es war anstrengend, aber ich könnte nicht glücklicher sein.

Möchtest du sonst noch etwas sagen?

Zuallererst möchte ich Lacrimosa.org für diese Gelegenheit DANKEN und dafür, dass ihr Newcomern wie Capricorn in einer großen Community von Musikfans weltweit eine Stimme geben. Das bedeutet uns sehr viel! Und zweitens hoffen wir, dass euch das Konzert und unsere erste Single „The Magician“ gefallen, die JETZT auf eurer Lieblings-Streaming-Plattform verfügbar ist. Und schließlich freuen wir uns riesig, morgen für euch zu spielen. Wir wissen, dass Lacrimosa-Fans eine fantastische, coole und sehr liebevolle Community sind, und wir hoffen, dem gerecht zu werden. Wir produzieren dieses Konzert mit viel Liebe und hoffen, dass ihr viel Spaß habt und beim Capricorn-Beschwörungsritual dabei seid. Vielen Dank!

✮ Update Interview ✮ 17/06/2025

Die Veröffentlichung von „The Magician“ und das Konzert mit Lacrimosa sind schon eine Weile her. Wie war das Feedback zur Veröffentlichung und zum Konzert? Was habt ihr aus diesen Erfahrungen mitgenommen?

Ich fühle mich gesegnet. Eine neue Band von Grund auf neu zu gründen ist immer eine große Herausforderung, und das ist der Hauptgrund, warum wir die Veröffentlichung und die gemeinsame Bühne mit Lacrimosa am selben Wochenende geplant haben. Das hat unserer Musik neuen Schwung verliehen und unsere Pläne für die unmittelbare Zukunft verbessert. Das Feedback war positiv, dennoch habe ich auch im technischen Prozess einige Verbesserungsmöglichkeiten gefunden. Eine der wichtigsten Erkenntnisse war zum Beispiel, dass wir unsere Raumbeleuchtung überarbeiten müssen. Ich muss eine stimmungsvollere Atmosphäre schaffen, und wir haben gerade einige Requisiten wie Totems und Rauch für unsere nächsten Rituale fertiggestellt. Glücklicherweise war das Publikum, das wir von Lacrimosa „ausgeliehen“ hatten, sehr aufgeschlossen für unsere Musik, und viele Leute kamen vor dem Veranstaltungsort auf uns zu, um zu plaudern, Fotos zu machen und uns zu „The Magician“und dem Konzert zu gratulieren. Es war unerwartet, aber wirklich großartig.

Wenn du einen Song von Lacrimosa spielen würdest, welcher wäre es?

Oh, ganz klar Malina. Ich liebe „Copycat“, „Der erste Tag“ und Hits wie „Lichtgestalt“ oder „Der Morgen danach“, aber „Malina“ versetzt mich in eine andere Zeit meines Lebens, als junge Liebe und Träume mein Alltag waren. Vielleicht spiele ich eines Tages ein Cover dieses Songs, er ist ein Kunstwerk.

Was denkst du darüber, dass heutzutage so viel online veröffentlicht wird, insbesondere auf Spotify? Ist das eine Veränderung oder sollten wir es negativ sehen?

Das ist eine schwierige Frage, mein Freund! Einerseits denke ich, dass Musikmachen für Künstler im Allgemeinen eine Art Luxus war. Die Technologie hat es für alle einfacher gemacht, und ich bin froh, in einer Welt zu leben, in der sich fast jeder ausdrücken und seine Gedanken in Musik verwandeln kann. Dieser Gedanke nährt und füttert meine Seele. Andererseits entwickelt sich diese Branche ständig weiter, und jeden Tag kommen neue Bands hinzu ... und sie sind großartig! Also, ja, es ist eine große Veränderung, aber auch eine große Herausforderung für Künstler, ihrer eigenen Musik Raum zu geben, und Capricorn ist da keine Ausnahme. Ich bin seit ungefähr 20 Jahren in der Metal-Szene und habe Bands kommen und gehen sehen, auch aus meiner eigenen Vergangenheit. Aber um es klar zu sagen: Ich denke, wir sollten Musik und kreative Workflows NIEMALS als etwas Negatives betrachten. Spotify hat gute und schlechte Seiten, aber unterm Strich ist es eine Plattform, die uns hilft, Träume wahr werden zu lassen. zum Beispiel eine erste Veröffentlichung zu erstellen und diese mit einer Big Band wie Lacrimosa auszuarbeiten.

Du hast für beide Bands gespielt. Kannst du die Fans von Lacuna Coil und Lacrimosa vergleichen? In Deutschland gibt es zum Beispiel viele unterschiedliche Fangemeinden. Ein kleines Beispiel: Gothminister spielte als Vorgruppe für Lacrimosa in Berlin, und die meisten Lacrimosa-Fans standen einfach nur schweigend da. Ich glaube nicht, dass so etwas in Mexiko passieren kann, oder? Sind Mexikaner oder Lateinamerikaner musikalisc wertschätzender?

Tut mir leid, Michael, ich glaube nicht, dass ich das kurz beantworten kann, aber ich glaube fest daran, dass Mexiko FEUER hat. Und das meine ich nicht nur als poetische Metapher. Musikfans in Mexiko haben WAHRES FEUER im Blut, und ich habe das bei vielen Bands erlebt. Bei den Fans von Lacuna Coil trafen wir auf Leute, die wirklich leidenschaftlich für Christina Scabbia und die Musiker waren. Sie drehen durch, wenn sie ihre Songs hören, und tanzen, singen und moshen gerne dazu. Aber die mexikanischen Fans von Lacrimosa haben etwas ganz Besonderes an sich ... Ich glaube wirklich, dass die meisten von ihnen für Lacrimosa leben oder sterben können. Ich mache keine Witze, Lacrimosa-Fans haben keine Angst, der Band ihr wahres Ich zu offenbaren. Sie singen mit einer durchdringenden Leidenschaft, als würde ihre Seele versuchen, ihrem Körper zu entfliehen und sich Tilo und Anne zuzuwenden. Vielleicht übertreibe ich, aber es ist fast so, als würden sie den Schmerz oder die Dunkelheit spüren, von der Lacrimosa singt. Sie weinen auch und tragen ihre Tränen stolz zur Schau – es ist beeindruckend. Ich erinnere mich besonders an diesen Typen von unserem Konzert, der als Harlekin von Lacrimosas Albumcover verkleidet ins Theater kam und bis zum Ende der Nacht in dieser Rolle blieb. Ich meine, als die Show vorbei war, gingen wir zurück in unsere Hotelzimmer, um uns mit ein paar Bieren zum Feiern fertigzumachen, und dann zurück in die Innenstadt von Cuernavaca, weil man uns gesagt hatte, dass es dort eine coole Bar gibt ... und Mann, er war immer noch da und machte Fotos mit anderen Lacrimosa-Fans. Es machte ihnen nichts aus, dass das Theater für ein paar Stunden geschlossen war. Sie lebten einfach ihre Liebe zu ihrer Lieblingsband, und das ist eines meiner liebsten Dinge auf der Welt. Oh Mann ... und sie haben eine wundervolle Community, die Lacrimosa wirklich treu ist. Also, lasst mich euch ein Geheimnis verraten: Ich bin vor Monaten zu diesem Konzert gegangen, weil ich dachte, es wäre eine große Herausforderung, aber wenn meine Musik von dieser Community angenommen würde, hätten wir vielleicht einen großartigen Start hingelegt. Und ich muss euch sagen: Das Ergebnis hat meine Erwartungen bei weitem übertroffen. Lacrimosa-Fans haben Capricorn ins Herz geschlossen, und dafür werde ich mich ewig geehrt und dankbar fühlen.
Und noch ein letzter Gedanke: Mexiko ist ein warmes Land, nicht nur wegen des Wetters. Ich denke, wir lieben es, das Beste zu zeigen, was dieses Land zu bieten hat, und heißen jeden, der uns besucht, mit offenen Armen willkommen. Wenn es um unsere Lieblingskünstler geht, möchten wir ihnen das vermitteln, was wir fühlen: LIEBE ZU IHRER MUSIK. Und Lacrimosa ist eine der größten Bands der Musikgeschichte. Sie berührt tief in den Herzen aller Menschen, und ihre Musik berührt uns. Rechnen wir also nach und erfahren wir, warum Mexiko Lacrimosa mit einer leidenschaftlichen Liebe liebt. Und Capricorn fühlt sich geehrt, ein kleiner Teil ihrer Geschichte zu sein.


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The Magician | Capricorn - Bandcamp

Stelio Diamantopoulos

Lange, lange ist es her das ich meine ersten Lacrimosa CDs in den Händen hielt, neben der Musik, die mich fesselte, waren es auch die Cover, die für mich extrem faszinierend waren.  Jedes Cover erzählt seine eigene Geschichte. Und jetzt konnte ich endlich ein Interview mit Stelio Diamantopoulos führen. Ich hoffe es gefällt euch genau so sehr, wie es mir gefällt. Viel Spaß beim Lesen!

Du bist Schweizer mit griechischen Wurzeln, hat diese Kombination einen Einfluss auf dein Leben als Künstler?

Ja, sicherlich. Ich wuchs mit diesen beiden Wurzeln auf, welche auch zwei unterschiedliche Mentalitäten und Lebensarten sind, welche manchmal doch sehr, sehr verschieden sein können. Was es sicherlich stark beeinflusst hat, ist mein Weltbild. Ich denke nicht in festgefahrenen, typischen Mustern, ich versuche immer sehr offen zu sein. Und dies spiegelt sich natürlich auch in meiner Arbeit als Künstler wider, da meine Kunst stark mit meinem Denken verknüpft ist.

Du wirst nicht als Teil der (Schweizer) Dark-Art-Szene genannt, hast aber durch die Zusammenarbeit mit Tilo einen guten Blick auf diese Szene, wie würdest du diese beschreiben?

Ich lernte diese Szene bezüglich der Musik eigentlich erst bei meiner Zusammenarbeit mit Tilo und Lacrimosa näher kennen. Klar wusste ich in etwa, welche Bands es da gab und wie sich die Musik anhört und wie sich die Leute kleiden und darstellten. Aber ich war nie Teil dieser Szene. Ich empfinde die Szene stilistisch sehr interessant, der Style, der Mood, die Texte usw. 
Vielleicht schliesst das auch den Bogen zu meiner Bewunderung von düsteren Künstlern und Autoren. Ich habe zum Beispiel früher die Werke von E.A. Poe regelrecht verschlungen (smile).
In der bildenden Kunst bewundere ich zum Beispiel Künstler wie Gottfried Helnwein oder vor allem H.R. Giger, mit dem ich auch lange Jahre befreundet war.

Du hast mit surrealistischer Kunst angefangen, dann bist du zu Politischer Pop Art "gewechselt", wie kam es zu dieser Entwicklung?

Der Surrealismus gefiel mir schon immer sehr gut. Diese unbändige Phantasie und die wunderschön rätselhaften Werke von Künstlern wie Salvador Dali, René Magritte, Max Ernst ...
Ich hab mir das Malen auch so beigebracht, dass ich mir meine Lieblingskünstler angeschaut habe, deren Technik studiert habe und daraus meinen Malstil entwickelt. Man soll ja immer von den Besten lernen! (smile)
Was meine Werke von Anfang an ausmachte, war eine kritische Sichtweise auf die Welt, was sich teils auch in provokativen Sujets in meinen Werken widerspiegelt. Diese Grundhaltung, die kritische Sichtweise und die Botschaft in meinen Werken zieht sich wie ein roter Faden durch mein Schaffen. Und dies unabhängig vom Stil.
Die Entwicklung zu meinem heutigen Stil war fliessend und ergab sich meist aus emotionalen Entscheidungen.
Im Kopf drinnen war ich schon immer sehr politisch denkend. Wenn man so will, war das eine logische Entwicklung.

Welche Künstler/Ereignisse haben dich beeinflusst bzw. beeinflussen dich noch immer?

Die vorher genannten Künstler und dazu noch die Pop Art Künstler, wie Andy Warhol, Roy Lichtenstein usw. Aber auch immer wieder entdecke ich neue Künstler, welche mich zum Teil inspirieren können.
Was mich aber eigentlich mehr als die Kunst anderer beeinflusst sind das Weltgeschehen und Filme, oh, ich liebe Filme! 

Das mit dem Weltgeschehen kann man gut in deiner Kunst erkennen, ich glaube auch einige Einflüsse aus Hollywood erkannt zu haben, aber welche Filme sind es genau? Hast du Lieblingsfilme?

Es sind meist nicht konkrete Filme, die Einfluss haben in meiner Kunst. Es ist mehr das Visuelle, der Mood, Hollywood mit seinen vielen Ikonen und symbolträchtigen Bezügen.
Klar habe ich da auch das eine oder andere Filmzitat oder Figuren mit eingearbeitet. Zum Beispiel die zwei Girls von Stanley Kubrick's "The Shining" oder Szenen aus "Kill Bill".
Oh, Lieblingsfilme...! Das ist schwierig, da es so viele grossartige Filme gibt.
Die Filme von Kubrick liebe ich zum Beispiel. Oder lange Zeit war "Harold and Maude" mein absoluter Liebling.
Ich sehe auch immer wieder neue Filme, die mich fesseln. Auch die alten Klassiker liebe ich, ich bin mit denen aufgewachsen. Von "Citizan Kane" über die ganzen Filme von Alfred Hitchcock, die alten Serien aus den 70ern bis hin zu Quentin Tarantino mit seinen Meisterwerken. Da gibt es so viel!

Deine Kunst konnte man schon in vielen Ländern bewundern, macht dich das irgendwie stolz das deine Kunst keine "Grenzen" kennt?

Ja, das macht mich schon stolz. Weil ich auch sehe, dass meine Werke überall auf der Welt verstanden werden oder zumindest Gefallen finden. Ich habe schon immer eine universelle Sprache in meiner Kunst vermitteln wollen. 
Aber es gibt auch eine Kehrseite. Manchmal habe ich das Gefühl, dass die Schweiz, wo ich lebe, einfach zu klein ist oder zu wenig offen für meine Kunst ist. 
Jedenfalls ist es für mich als Künstler ein riesiges Lob, dass es Leute irgendwo auf der Welt gibt, die meine Werke bewundern und sogar eines oder mehrere meiner Werke kaufen. Das ist jedes Mal ein grosses Kompliment. Aber nicht nur das. Denn, seien wir mal ehrlich. Nur von Ruhm und Ehre kann man am Ende des Monats keine Rechnungen bezahlen.

Kannst du denn von deiner Kunst leben?

Es ist ein Auf und Ab. Seit der Covid-Pandemie ist es schwieriger geworden, da verschiedene Galerien, mit denen ich zusammen gearbeitet habe, weggefallen sind. Aber ich halte meine Fühler immer offen, um neue Kontakte herzustellen.


Ich sehe deine Kunst als gesellschaftliche/politische/religiöse Kritik, aber wie siehst du selbst deine Kunst?

Ja, das trifft es eigentlich sehr gut. Ich versuche immer wieder Themen und Sujets zu verarbeiten, die oft kontrovers sind oder Anlass zum Denken geben.
Es gibt da Werke, die sich mit der Konsumgesellschaft auseinandersetzen, oder auch mit Ikonen und Symbolen der Geschichte, der Gesellschaft und der Wirtschaft. Diese Werke sind oft nicht eindeutig. Ich spiele dabei gerne mit unseren gewohnten Sehweisen und Blickwinkeln, verwende Metapher, und Gegensätze.
Ein Mittel dazu ist die Reduktion auf das Wesentliche, wodurch die Wirkung
auf den Betrachter umso stärker wird. Auch die Ästhetik meiner Werke, selbst bei ernsten oder unschönen Inhalten ist ein wichtiges Stilmittel, welches ich gezielt einsetze. Der Betrachter wird dadurch gefordert und findet sich oft in einem inneren Zwiespalt. Ziel erreicht! (smile)
            
Die große Frage, was ist Kunst?

Ooh, da haben sich schon viele den Kopf darüber zerbrochen. 
Kunst ist der individuelle Ausdruck eines jeden. Die Fähigkeit Türen zu öffnen. Etwas zu schaffen. Für etwas zu brennen und auch bereit sein zu leiden. Eine Form oder Gefäss für seine Gedanken zu finden. Und vorallem auf Reize und Einflüsse zu reagieren. Das kreative Schöpfen. Menschen zu berühren. Denkanstösse geben.

In deinen frühen Jahren warst du auch musikalisch aktiv, du hast für The Glorias und Lacrimosa den Bass gespielt, wie war diese Zeit für dich?

Musik war für mich schon früh immer ein wichtiger Begleiter. Als Teenie fing ich dann an Bass zu spielen. Für mich war schon immer klar, wenn ein Instrument, dann Bass! Das ist so eine Gefühlssache. Ich war in dieser Zeit in diversen Bands aktiv und wir machten viele Sessions. 
Die Zusammenarbeit mit Lacrimosa bzw. mit Tilo im Studio diese Songs einzuspielen, war eine tolle Zeit. Es war so frisch und unbekümmert, wie wir da an die Sache rangingen. Pure Kreativität.
Und wenn ich es mir heute anhöre, dann seh ich uns gerade wieder da in diesem Studio sitzen.
Übrigens, spiele ich die selbe Bassgitarre immer noch. 

Könntest du uns diese Bassgitarre zeigen?

Die meisten Lacrimosa Fans kennen dich natürlich wegen der Vinyl-Cover, wie kam es zu dieser Zusammenarbeit bzw. wie und wo hast Tilo kennengelernt?

Als Tilo an seinem ersten Album gearbeitet hat, wandte er sich für das Artwork an eine Design-Agentur.
Diese wiederum holte mich ins Boot, da wir uns kannten und ich kurz zuvor das Artwork für eine andere Band gemacht hab (Victory - Temples of Gold).
Wir sassen zusammen, Tilo und ich, und er erzählte mir von seinen Ideen, welche schon sehr konkret waren.
Und so entstand das erste Cover und auch das Lacrimosa-typische Artwork. Ein Stil, extra geschaffen für Lacrimosa.
Der Rest ist Geschichte!

Hast du den Lacrimosa Harlekin erschaffen?

Ja. Ich hab das Logo erschaffen. Auch hier hatte Tilo schon eine klare Vision.
Ich brachte das in eine Form, die bis heute Bestand hat.
Dazu gehört auch der Harlekin, der in den Covers immer wieder dargestellt ist. 

Viele fragen sich natürlich wie entsteht ein "Lacrimosa Cover", ruft Tilo dich an und gibt es dann eine Art von Brainstorming, kannst du etwas über die Entstehung eines Lacrimosa Covers erzählen? - Wie viel Stelio bzw. Tilo steckt in jedem Cover?  

Jedes Cover ist aus einer intensiven Zusammenarbeit entstanden. Zuerst ist da eine Idee von Tilo oder es gibt mehrere Ideen, die wir gemeinsam haben. Und wir sitzen zusammen, teilweise dauert das sehr lange. Manchmal ist die Idee für das Cover aber auch schon schneller gefunden, da wir wissen, dass genau das jetzt das Richtige ist.
Wenn das Sujet gefunden ist, mache ich Skizzen. Dann sitzen wir wieder zusammen. Dann werden die Entwürfe immer konkreter. Jedes Detail wird angeschaut. Man kann da nicht genau sagen, wieviel von Tilo kommt und wieviel von mir. Wir funktionieren dann in einer Art Symbiose. (smile)
Die detaillierte Ausführung ist dann natürlich meine Sache. Ich hab da sehr viel künstlerische Freiheit, da ich einerseits genau weiss, wie Tilo sich das Ganze vorstellt, und anderseits Tilo mir ganz vertraut.

Gibt es unveröffentlichte "Lacrimosa Kunst" eine Art "B-Seiten" oder Skizzen, wenn ja, wird man diese Kunst irgendwann zu sehen bekommen ?

Es gibt keine "offizielle" Lacrimosa-Kunst. Und ich weiss da nicht, ob wir etwas veröffentlichen werden.
Vielleicht wenn es irgendwie passt und Sinn macht. 

Hast du ein Lieblingscover ?

Gute Frage. Vorab, ich mag alle. Ich denke, vielmals war es so, dass das Cover, welches ich gerade in Arbeit hatte, mein Lieblingscover war. Momentan ist es sicher "Lament". Lange Zeit war "Satura" mein Lieblingscover. Ich liebe dieses ikonenhafte. Die Grazie. Diese Kraft. Ich denke mit "Lament" ist da ein wahrer Konkurrent in meiner Bestenliste.(smile) Ich liebe dieses Düstere. Diese Stimmung. Und auch hier wieder diese Kraft, die vorallem von der Figur ausgeht.

Kannst du uns ein kleines Geheimnis oder eine Anekdote über Tilo erzählen ?

Mmh, da muss ich überlegen... eigentlich fällt mir da spontan jetzt nicht was ein. Und wenn, dann würde ich es vielleicht auch nicht erzählen..(lach)

Welche Musik hörst du privat und gehst du auch auf Lacrimosa Konzerte?

Mein Musikgeschmack und was ich höre ist sehr vielfältig und geht quer durch die Musikgeschichte und die Musikgenres. Die Wahl, was ich gerade höre ist sehr intuitiv und stimmungsbedingt.
Das geht von Jazz und Blues, auch sehr alte Dinge, über die geniale Zeit des Aufbruchs in den 60er Jahren und seinen ikonischen Bands wie The Beatles, Rolling Stones, The Who, The Doors usw. sowie Legenden wie Bob Dylan über die grossen 70er Bands wie Deep Purple, Uriah Heep, Pink Floyd, Led Zeppelin, Black Sabbath bis zu Bands wie Rage Against The Machine, Metallica, Nirvana, Avenged Sevenfold usw. und natürlich Lacrimosa.
Bei Lacrimosa ist es so, dass die Musik mich immer voll einnimmt, ich kann sie nicht einfach so nebenbei hören. Dies weil die Musik und die Texte mich sehr stark emotional berühren.
Ich war schon auf einigen Lacrimosa Konzerten, wahrscheinlich aber viel zu wenig, da es sicherlich jedesmal ein Wahnsinns Erlebnis ist.

Noch etwas das du sagen möchtest ?

Ich finde es wunderbar, die Entwicklung von Lacrimosa von Anfang an zu begleiten und ein Teil davon zu sein.
Auch bin ich unendlich dankbar über jedes einzelne Lob zu meiner Arbeit betreffend dem Cover-Artwork.
Und dann gibt es da noch diese vielen Tattoos mit den Cover-Sujets. Wow, am Anfang war ich fast schockiert, wegen der Verantwortung. Man schafft etwas und dann lässt es sich jemand in die Haut stechen. Heute empfinde ich das als riesengrosses Lob in Tilos und meine Arbeit.

Ich danke euch allen, ein Teil von Lacrimosa sein zu dürfen.

Wir danken dir!

✮ Das Interview wurde von Michael geführt.
☞ DIAMANTOPOULOS - offizielle Webpräsenz 

Flo V. Schwarz

Ich hatte das Vergnügen ein sehr nettes Video-Interview mit dem super sympathischen Flo V. Schwarz führen zu dürfen. Flo kennen sicher viele als Leader der Band Pyogenesis aber er ist auch für Hamburg Records zuständig.

Kleine Anmerkung, das Interview wurde am 14. Mai um 11 Uhr Deutsche Zeit geführt. Da ich in Mexiko bin, war es 3 Uhr morgens für mich. Es war mein erstes Video-Interview... ich bin dementsprechend sehr nervös gewesen.

Interview mit Flo V. Schwarz als Video / auf Deutsch / Youtube




Ich bin jetzt in Mexiko Stadt - Ich habe gesehen dass du mit deiner Band schon in Mexiko gespielt hast. Und im September spielt ihr auf einem Festival in Leon Guanajuato. Hast du auch schon in Mexiko-Stadt gespielt, ich glaube ja, oder?

Ja 

War es im Circo Volador?

Nein, das war Andy Bridges, das ist ein bisschen außerhalb. Ich glaube das gibt's nicht mehr. Ich habe mal danach gegoogelt. (Anmerkung: Andy Bridges ist in Naucalpan)

Es ist schon etwas länger her, oder?

1995 war das.

Es war das erste und letzte Mal in Mexiko, oder?

Genau

Du bist der Bandleader der Band Pyogenesis und auch für Hamburg Records zuständig, wir sieht für dich ein normaler Arbeitstag aus, wenn du die beiden Jobs machst?

So einen normalen Arbeitstag gibt's gar nicht, ich bin auf der einen Seite, wie du schon gesagt hast, Musiker auf der anderen Seite bin ich Inhaber der Firma Hamburg Records, mach da Management, Verlag und Booking das sind relativ unterschiedliche Aufgabentätigkeiten. Ich produziere aber auch noch andere Bands im Studio und schreib für andere Bands Songs. Also, einen normalen Arbeitstag gibt's nicht weil jeder Arbeitstag irgendwie anders ist. Und das Feld, in dem ich arbeite, oder die Felder, in denen ich arbeite, sind so unterschiedlich, dass man das nicht auf dem durchschnittlichen Tag runterbrechen kann.

Du arbeitest wahrscheinlich die ganze Woche, oder?

Ja, und ich arbeite auch am Wochenende.

Mit deiner Band Pyogenesis machst du schon seit 91 Musik, und diese Band ist Mitbegründer vom Gothic Metal, kann man auf diese 34 Jahre stolz sein, oder bist du stolz das du schon 34 Jahre mit der Band Musik machst und wie feierst du die 35 Jahre mit der Band?

Ich bin stolz darauf, dass - ich bin nicht stolz darauf, also wie du das formuliert hast auf die Band. Sondern ich bin stolz darauf dass ich es geschafft habe 34 Jahre lang meine Leidenschaft für etwas aufrecht zu erhalten und es mir gelungen ist, dass mir das bis heute so viel bedeutet. Es ist ein ganz wichtiger Teil meines Lebens, und ja es fühlt sich gut an, das gemacht zu haben und immer noch zu mache und immer noch am Ball zu sein. dabei geht's nicht vorrangig um den Erfolg, sondern das ist eine wundervolle Beschäftigung und ja, ich kann mir nichts Schöneres vorstellen

Gibt es schon einen Plan für die 35 Jahre?

Nein

Wie bist du zur Musik gekommen?

Ich habe früh Musik gehört (Klingelunterbrechung) ich habe früh angefangen mich für Musik zu interessieren also Musik zu hören und mochte Depeche Mode sehr gerne in der 80ern wollte dann selbst Bass spielen, weil mir der Bass bei Depeche Mode so gut gefallen hat. Ich wusste nicht dass der Bass bei Depache Mode mit dem Keyboard gespielt wird und gar nicht mit der Bassgitarre. Aber so bin ich zu Saiteninstrumenten gekommen dann auch relativ schnell beim Heavy Metal gelandet
und das hat mich geprägt und ich habe viel viel Zeit damit verbracht. Nach dem Bass schnell auch E-Gitarre. Ein Jahr nachdem ich Bass angefangen habe, habe ich E-Gitarre gelernt, und kurze Zeit später in Bands gespielt.

Was es in der Schulzeit, oder nach der Schule?

Schulzeit.

Du kommst dieses Jahr nach Mexiko zum Festival. Du hast aber auch schon in anderen Ländern gespielt, z.B. Russland, Europa und auch wie schon gesagt einmal in Mexiko. Es gab dieses Festival in Rumänien mit sehr sehr vielen Menschen und auch Shows in Russland mit 25000 Menschen, kannst du wenn diese Shows spielst und dort bist, die Kulturen aufnehmen oder auch sehen, dass es verschiedene Kulturen sind oder ist es dann live egal?

Ich versuche mir immer die Zeit zu nehmen. Also wenn es eine Tour am Stück ist und wir mehrere Tage am Stück jeweils in unterschiedlichen Ländern sind, in Südosteuropa passiert das öfter. Dann habe ich nicht die Gelegenheit viel zu sehen. Dann gucke ich, dass ich tagsüber mal in die Stadt komme. Aber ich kann nicht so richtig Kultur schnuppern. Wenn wir wie im Falle von Mexiko jetzt für eine Show dahinfliegen, da habe ich mir für eine Woche länger Zeit genommen und komm eine Woche früher, um mir ein bisschen was anzugucken und wie haben ja über all die Jahre auch Freunde in den einzelnen Ländern gefunden, mit denen wir uns treffen und die uns rumführen, die auch aufgrund dessen, dass sie ja unsere Musik mögen, ein Verständnis dafür haben, wie wir Westeuropäer denken. Also beispielsweise in Russland fand ich das ganz interessant, dass ich dort vermittelt bekommen habe von unseren Freunden, von unseren Fans, die zu Freunden wurden, mit denen wir uns da regelmäßig getroffen haben, dass sie das Verständnis dafür haben wie wir ticken und uns die Probleme, die es gibt, anders erklären können, als wir es beispielsweise in den Medien lange Zeit berichtet bekommen haben. Viele Länder teilen ja auch eine gemeinsame Kultur mit Deutschland oder also gerade Russland z.B. Katharina die Große war eine deutsche Prinzessin, die ganz viele Deutsche mit nach Russland genommen hat, um das Land dort zu besiedeln und urbar zu machen und Handwerker, Bauern. Also, gerade viele Königshäuser haben Zuwachs aus Deutschland bekommen, nicht zuletzt England, wobei England ist uns ja eigentlich auch sehr nahe. Mexiko übrigens auch, also jetzt keinen Deutschen, sondern einen österreichischen Kaiser.
Also, ich finde das ganz interessant, dass die einzelnen Länder zu sehen, mich dort mit der Kultur zu beschäftigen, Eindrücke vermittelt zu bekommen, die jetzt nicht unbedingt vom Reisführer, den man dort vor Ort bucht, sondern von Leuten, die dort leben. Ich war in Israel, habe dort mit dem Veranstalter in Jerusalem einen Tag verbracht. Das war einer der bedeutendsten Tage für mich in meinem Leben, weil ich dort Sachen gesehen und erzählt bekommen habe und die Bedeutung begriffen habe von dem, was ich dort gesehen habe, was mir in Deutschland so nie gelungen wäre.

Spielst du lieber auf Festivals oder in Clubs? Was macht mehr Spaß?

Beides. - In Club Shows sind nur deine Fans. Es ist viel intimer. Die Stimmung kocht ganz anders. Auf dem Festival ist das Schöne, dass du die Möglichkeit hast, Leute, die dich nicht kennen oder vielleicht sogar noch nie von dir gehört haben, keine Ahnung, zu überzeugen und zu sehen, wie die erst rumstehen und am Ende mitmachen und später siehst du sie am T-Shirtstand. 

Seit 2002 bist du für Hamburg Records zuständig, dass du auch gegründet hast. Ich habe gelesen es hatte etwas mit den Rechten der Alben zu tun, also wie kam es zu dieser Gründung?

Ja, also wie gesagt, die Rechte der ersten Alben sind an uns zurückgefallen und ich hätte die jetzt einfach lizensieren können und ein kleines Stück vom Kuchen abkriegen können. Oder ich konnte die Rechte selbst auswerten, also musste nur die Tonträger vervielfältigen, Vinyl und CD, wobei CD damals das vorherrschende Medium war. Ich musste das nur verfügbar machen. Ich musste kein Marketing, keine Promotion, weil für einen Re-Release gibt's sowas nicht. Und das habe ich dann gemacht. Und da muss ich dann mit niemand teilen. Also die Plattenfirma nimmt ja den Löwenanteil der Einnahmen und gibt dem Künstler einen kleinen Anteil und nachdem ich die Möglichkeit hatte, das selbst auszuwerten, habe ich das dann auch gemacht und daraus ist dann Hamburg Records entstanden und es sind immer weitere Bereiche dazugekommen wie Management, Merchandising, Booking, Verlag und so weiter.

Mittlerweile arbeitet Hamburg Records, also du abreitest mit vielen Bands zusammen. Wie kommt es normalerweise zu so einem Business, zu einer Zusammenarbeit, kommt die Band zu dir oder sucht Hamburg Records Bands? Wie funktioniert das?

Beides. Also Lord of the Lost z.B. die habe ich gefragt. Also der Chris Harms hat mal 2017 ein Video von Pyogenesis auf Facebook geteilt mit irgendwelchen wohlwollenden Worten. Ich kannte Lord of the Lost und Chris Harms gar nicht. Und dann habe ich ihn angehauen ob wir irgendwie zusammenarbeiten wollen und ja, daraus ist dann eine Zusammenarbeit entstanden. Bei Lacrimosa beispielsweise war es so, dass die mich angehauen haben, die haben wiederum Chris Harms gefragt, mit wem arbeitet er im Merchandise, weil es bei denen ja gut zu funktionieren scheint und ob er da ein Kontakt hätte. Und so kam Lacrimosa dann zu uns.
Witzigerweise kannten Tilo und ich uns schon aus den 90ern. Und als wir den ersten Video Call hatten, so wie wir beide jetzt, da hat er ganz verwundert geguckt, warum ich da jetzt sitz, weil er nicht wusste, dass Flo von Pyogenesis auch Flo von Hamburg Records ist. 

Ich dachte zuerst es ist die Kombination Hamburg, Hamburg Records, du bist jetzt auch in Hamburg, Lord of the Lost auch Hamburg, Tilo ist auch oft in Hamburg, es ist wohl seine Lieblingsstadt , Hamburg ist wohl eine gute Adresse.

Ich komme ja ursprünglich aus Stuttgart.

Dir gefällt aber Hamburg oder ?

Ja, also Hamburg hat viel mehr zu bieten musikalisch als Stuttgart. Stuttgart war sehr eindimensional im Hiphop. Dance Musik und Gitarrenmusik, da gabs drei Bands. Und da bin ich nach Hamburg gezogen, habe hier Hamburg Records gegründet und habe jetzt hier meinen Lebensmittelpunkt.

Hamburg Records hat viele Sachen: Merchandise, Booking und viele viele Sachen und auch viele Band Onlineshops. Wer ist für das Merchandise verantwortlich? Also wer hat z.B. die Ideen für das Design oder welche Art von Merchandise verkauft wird. Lord of the Lost hat zum Beispiel Kondome. Wer hat diese Ideen? Kommt das von der Firma, den Künstlern oder arbeitet man da zusammen?

Beides. Also, die Band hat Ideen, wie haben Ideen. Wie setzten uns zusammen. Also, Chris von Lord of the Lost ist zweimal die Woche bei uns im Büro und da macht er entweder irgendwelche Videos für Social Media, um Merchandise anzupreisen oder kommt um irgendwas zu unterschreiben oder zum Meeting. Also, es gibt einen sehr regen Austausch, das finden wir auch sehr wichtig und so funktioniert es auch, wenn jeder seine Ideen mit reinschmeißt. Viele Merchandise Artikel sind auch gar nicht so, wo man denkt das ist ein Merchandise Artikel, aber wenn man eine witzige Idee hat oder das Produkt mit einer witzigen Idee oder einer Story verbinden kann, und das auf einmal Hand und Fuß bekommt, dann ist das eine gute Sache und niemand ist gezwungen das Zeug zu kaufen. Aber wenn das eine runde Sache ist, dann wollen die Leute das haben und wir schaffen denen den Markt dafür. Es klingt jetzt sehr technisch aber letzten Endes ist es, also wir bekommen bei Hamburg Records Fresskörbe von Fans geschickt, Pakete mit Süßigkeiten und Dankschreiben, weil die Leute bei uns schon lange bestellen und auch schon wissen, wer bei uns arbeitet und wer was macht und die sich irgendwie da so ein Stück weit, wenn ich jetzt sage dich identifizieren ist es falsch, aber sind dankbar, dass jemand sich darum kümmert, das es immer wieder neue Artikel gibt und das, was sie lieben, die Band, dass es da immer wieder was Neues gibt.

Zur Firmen-Philosophie gehört auch - Kein Bock auf Nazis - ( finde ich sehr gut ). In wie fern müssen Labels, Hamburg Records oder auch die Künstler Stellung zur Politik oder zu gesellschaftlichen Themen Stellung beziehen? Was ist jetzt die Pflicht von Künstlern?

Im Allgemeinen oder bei uns?

Bei euch.

Wir fordern nicht, dass die Künstler, mit denen wir arbeiten, politisch nach außen die Fahne hochhalten. Das ist keine Forderung von uns. Aber wie schließen die Zusammenarbeit mit Künstlern aus, die das aus unserer Sicht in die falsche Richtung tun.

Ohne Namen, aber gab es schon diese Situation, wo du sagst, oh nein, mit dieser Band geht es nicht.

Ja.

Wir sind in Hamburg, HSV oder St. Pauli?

Also, eigentlich ist es mir egal, aber wenn ich mich entscheiden muss, dann St. Pauli.

Du hast schon gesagt wie es mit der Zusammenarbeit mit Lacrimosa gekommen ist, mit Hamburg Records. Du hast aber auch erwähnt das du Tilo schon länger kennst, es ist wegen diesen Gothic Metal Pionieren oder wie kam es zu diesem Kennenlernen?

Ich habe in den 90ern bei Nuclear Blast gearbeitet. Und er war dort mit Hall of Sermon unter Vertrag. Und so kannten wir uns vom sehen und dann waren wir mal in Hamburg im Studio - 1996 - und er war auch dort im Studio und weil wir beide ja nicht aus Hamburg kamen, hatten wir eine Wohnung. Also, er hatte eine Wohnung, wir hatten eine Wohnung, die waren direkt nebeneinander. Und da war Fußballeuropameisterschaft. Als wir darüber gesprochen haben, also als wir die Zusammenarbeit jetzt begonnen haben, hat er davon erzählt, dass er sich daran erinnert, dass wir mal zusammen, Wohnung an Wohnung gewohnt haben, während wir im Studio waren. Und dass wir da so rumgebrüllt hätten. Wir hätten total, als hätten wir die Wohnung auseinandergenommen und gegen die Wände getrommelt, als wären wir ausgerastet und dann musste ich ihn daran erinnern, dass an dem Tag halt Fußballeuropameisterschaft war und Deutschland kan halt immer weiter und auf den Tag auf den er sich bezieht, muss das Endspiel gewesen sein. - Oliver Bierhoff hat das erste Golden Goal in der Geschichte des Fußballs geschossen und Deutschland damit zum Europa Meister gemacht hat. Ich verstehe natürlich, dass er das nicht wusste. Denn die Schweiz spielt ja weder bei der WM noch bei der EM glaube ich eine große Rolle. 

Ich glaube er (Tilo) ist nicht so besonders mit Sport.

Aber hätte man mitkriegen können das da Endspiel ist, auch wenn sich die Schweiz nicht als 100% bezeichnet, ist es trotzdem im Herzen Europas.

Seit 2023 seid ihr für CD Verkäufe und Merchandise von Lacrimosa zuständig. In welche Länder geht das meiste Merchandise? Z.B. von Lacrimosa bzw. was war das exotischste Land in das ihr geliefert habt?

Kann ich dir beides nicht beantworten. Aber was die exotischen Länder angeht, wir liefern quasi in die ganze Welt und man ist teilweise wirklich überrascht, wie die Leute in Ländern, wo man das Gefühl hat, die haben vermutlich kein Internet und wenn dann nicht nach Europa, wie die auf die Bands kommen, weil die ja eigentlich in deren Kulturen auch nicht stattfinden. Da gibt's ja auch keine Konzertkultur.

Durch meine Kontakte habe ich gesehen das sehr viel nach Russland geht und auch nach China, das ist super interessant.

Ich habe gesehen, dass du schon mit Lord of the Lost Musik gemacht hast. Ist sowas mit Lacrimosa geplant oder vielleicht mit Tilo Wolff? Also, eine musikalische Zusammenarbeit.

Bisher nicht, aber ist vielleicht eine gute Idee.

Ich habe mir auch gedacht, warum seid ihr nicht die Band, die die Konzerte in Deutschland eröffnet? - Jetzt ist es [Soon], auch eine Hamburger Band. Wieder Hamburg.

Wie ist das Verhältnis zwischen Hamburg Records und den Bands, also wer ist der Boss? 

Also, das letzte Wort hat die Band, denn die müssen ja letzten Endes das auch vertreten nach außen. Aber ich würde schon sagen, dass wir da keinen unwesentlichen Einfluss haben und dass die Bands auch genau zuhören, wenn wir über Artikel sprechen, was wir denken, denn wir haben ja auch viel mehr Erfahrung als die einzelnen Bands.

Auf den Live Shows deiner Band spielt ihr auch oft mit Pyrotechnik und viel viel Feuer. Hat das auch etwas mit dem Bandnamen zu tun?

Es ist einfach nur cool.

Wird es mehr Konzerte, als die vier, von Lacrimosa in Deutschland geben? Oder müssen wir Fans mehr Tickets kaufen, dass die Tour vielleicht verlängert wird? ( jetzt wissen wir ja )

Also, soweit ich weiß, sind es die einzigen vier Konzerte. Und heutzutage ist es wirklich so, dass der Vorverkauf entscheidet über den Erfolg. Und wenn die Agentur gemeinsam mit dem Künstler sieht, der Vorverkauf läuft gut, die Nachfrage ist da und dann ist es nachvollziehbar für alle Beteiligten die Tour zu erweitern.

Wir wissen ja das sich die Deutschen Fans oft beschweren, und dann sagen warum gibt es hier in Deutschland so wenige Konzerte und in Mexiko zum Beispiel jetzt 20, in Mexiko-Stadt sind es schon allein drei, und die sind meistens auch ausverkauft. Aber vielleicht ist der Markt in Deutschland auch übersättigt.
Aber ich habe gehört das bei Lord of the Lost in China zum Beispiel nicht so voll war.

Aber, also weißt du, du musst ja in China erstmal 300 Leute mobilisiert kriegen pro Stadt. Ich finde, man darf das nicht immer daran messen, wo kommen die meisten Leute und dann ist das ganz klein. Also es ist schon eine Leistung in China 300 Leute am Abend zu ziehen. So manche Band würde sich die Finger danach schleckten, so viel in Deutschland, den USA oder Mexiko.

Gibt es etwas das du gerne machen würdest mit deiner Band, was du noch nie gemacht hast.. gibt es noch Pläne für die nächsten 34 oder 35 Jahre vielleicht?

Ein Duett mit Tilo.

Das wäre interessant, ich habe gedacht, das mit der Musik wird auch passen, Lacrimosa, also Tilo bezeichnet sich ja selbst als Pioniere des Gothic Metal und auf deiner Homepage steht, die Mitbegründer, also Co-Founder. Ich hätte gedacht, dass ihr schon etwas in der Vergangenheit gemacht hättet, Festivals vielleicht. Musikalisch könnte das schon passen, oder ?

Joa.

Aber evtl. nicht sowas wie Children of the dark, denn was ich gehört habe was das vllt. nicht das Beste

Ja, wobei aber Children of the Dark war glaube ich das erfolgreichste woran die Protagonisten jemals teil hatten.

Das war das Feedback, das ich gehört habe, das es in der Szene Leute gibt die sich darüber lustig machen, aber wenn du sagst es war wohl das Erfolgreichste, dann war es wohl der Neid.

Ja, es gibt natürlich überall Puristen und du wirst immer einen finden, dem es nicht pur genug ist.

Noch etwas das du gerne sagen möchtest?

Also, ich freue mich auf die nächsten drei Dekaden mir Lacrimosa. Ich freue mich auf die nächsten drei Dekaden mit Pyogenesis. Auf die nächsten zweieinhalb Dekaden mit Hamburg Records und ich hoffe das alle drei noch lange lange Zeit miteinander arbeiten werden.

Vielen Dank!!!

Pyogenesis - official Homepage
PYOGENESIS - Tickets & Merchandise

Tour!
07.09.2025 (MEX) Candelabrum
19.09.2025 (ESP) Revoltallo Fest
20.09.2025 (POR) River Stone Fest
13.12.2025 (GER) LordFest

Henrik Flyman

✮ Ich hatte die große Ehre, ein Interview mit dem großen Henrik Flyman zu führen, ich hoffe, es gefällt euch! ✮

Du kommst aus Norrland, dem nördlichsten, größten und am dünnsten besiedelten der drei traditionellen Gebiete Schwedens. Was ist so besonders an diesem Ort, und hat dieser „einsame“ Ort irgendeinen Einfluss auf deine Musik oder dein Leben?

Hier bin ich aufgewachsen und hier hat meine Reise begonnen. Die raue, authentische Natur dieses Ortes und die Art und Weise, wie sie die Kreativität ermutigt, Grenzen zu überwinden, haben mich nachhaltig beeinflusst. Man könnte mich überall in der Wildnis aussetzen und ich würde mich sofort zu Hause fühlen. Ich bin hier mit den Elementen verbunden - den Wäldern, Seen, Flüssen, Bergen, Tieren, dem Eis und Schnee des Winters, den vier verschiedenen Jahreszeiten, dem kristallklaren Nachthimmel mit seinen Sternen, den Nordlichtern. All das ist ein Teil von mir, und ich bin ein Teil von ihm.

Was hat dich dazu bewogen, Musik zu machen und was motiviert dich, weiterzumachen?

Das war nie eine bewusste Entscheidung, so bin ich einfach. Die Möglichkeiten sind endlos, und das fasziniert mich. Ich schätze, meine Motivation kommt von der Neugierde zu erforschen. Die Musik ist ein großer Teil von mir, und sie taucht in fast allem auf, was ich tue. Ich vertraue darauf, dass die Sterne mich gut leiten. Im Moment werde ich mich einfach weiter auf die Reise begeben, wohin sie auch immer führt.

Wenn ich mich nicht irre, hast du seit 2021 24 Singles/EPs als Solokünstler veröffentlicht, woher nimmst du all diese Kreativität?

Ich musste nachsehen, um sicherzugehen. Mit Stand von Mitte Januar 2025 sind es 26 Veröffentlichungen mit 70 Songs, alle seit 2021. Und es werden immer mehr, da ich ständig an neuer Musik arbeite. Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, woher die Kreativität kommt. Wenn ich raten müsste, würde ich sagen, dass sie schon immer da war. Die Herausforderung besteht darin, zu lernen, wie man mit ihr in Verbindung treten kann. Heutzutage ist das viel einfacher, weil ich in einem viel stärkeren, klareren Kopf bin. In der Vergangenheit war mein Leben oft chaotisch, destruktiv und voller Ablenkungen. Es ist immer noch nicht perfekt, aber die destruktiven Muster sind größtenteils verschwunden, und die Ablenkungen sind besser zu bewältigen. Diese Veränderung ist der Grund für meine bisher produktivste Phase.

Nachdem du in Bands wie Moahni Moahna, ZooL und Evil Masquerade gespielt (und sie mitgegründet) hast, was hat dich dazu bewogen, dich als Solokünstler zu verwirklichen?

Der Grund dafür war meine Entscheidung, Lacrimosa nach mehr als einem Jahrzehnt in der Band zu verlassen. Ich habe eine kurze Pause eingelegt, um nachzudenken und herauszufinden, wohin ich als nächstes gehen wollte, und es fühlte sich einfach wie der richtige Zeitpunkt an, etwas völlig Neues zu versuchen. Wie du schon sagtest, war ich in mehreren Bands, in denen ich eine Schlüsselrolle spielte und ständig alles zusammenhalten musste, während Mitglieder kamen und gingen. Bei Lacrimosa war meine Rolle jedoch unkomplizierter, da ich nur der Gitarrist war. Die Idee, meinen eigenen Namen auf das Cover zu setzen, war eine Premiere für mich und hat mich in mehr als einer Hinsicht aus meiner Komfortzone herausgebracht. Ich war noch nie jemand, der sich nach dem Rampenlicht sehnte, und ich hatte wenig Erfahrung als Sänger. Hinzu kam, dass ich die volle Verantwortung für den gesamten Produktionsprozess übernahm, was ein großer Sprung in unbekanntes Terrain war. Aber es fühlte sich wichtig an, das zu tun. Das waren Bereiche, in denen ich in der Vergangenheit oft auf Hindernisse gestoßen war, die mich daran hinderten, mich voll zu entfalten. Ich musste mir diese neuen Fähigkeiten schnell aneignen, und der beste Weg dazu schien mir zu sein, ohne Sicherheitsnetz ins kalte Wasser zu springen. Es verlief nicht immer reibungslos, aber rückblickend bin ich froh, dass ich den Sprung gewagt habe. Ich lerne immer noch, und ich genieße jedes bisschen davon.

Planst du, als Solokünstler aufzutreten?

Wenn es genug Interesse gibt, auf jeden Fall. Aber solange das nicht der Fall ist, werde ich keine Live-Band zusammenstellen. Die Zeiten, in denen ich ohne eine feste Fanbasis auf Tournee war, liegen hinter mir. Ich habe schon in so ziemlich jedem Veranstaltungsort gespielt, von kleinen Clubs bis hin zu großen Konzerthallen und Festivals. Ich bin in fast leeren Räumen aufgetreten, und ich habe vor Menschenmengen gespielt, die so weit reichten, wie das Auge reicht. Die Musik, die ich jetzt mache, braucht eine erstklassige Besetzung, um ihr gerecht zu werden, und eine großartige Besetzung braucht ein Publikum. Ich liebe es, live zu spielen, und ich bin zuversichtlich, dass es dazu kommen wird, aber wahrscheinlich nicht dieses Jahr. In der Zwischenzeit werde ich das tun, was ich jetzt tue, was mir auch sehr viel Spaß macht.

Dein Motto lautet „Far from the Mainstream/Weit weg vom Mainstream“, warum bist du also auf Spotify? - Ist Spotify, obwohl es von vielen Indie-Bands/Künstlern gehasst wird, ein gutes Medium, um Musik unter die Leute zu bringen?

Es ist kein Motto, sondern nur eine Anerkennung der Realität, mit der ich konfrontiert bin. Was ich mache, entspricht nicht wirklich dem, was als Mainstream oder populär angesehen wird. Spotify ist, was es ist - es hat seine Schwächen, und ich bin mir nicht sicher, wie lange es überleben wird, wenn sie ihr Geschäftsmodell nicht ändern. Aber es braucht nicht viel, um zu erkennen, dass die meisten Leute ihre Musik im Moment noch über Spotify beziehen. Deshalb behalte ich meine Musik bis auf Weiteres dort. Ich bin mir ziemlich sicher, dass große Veränderungen bevorstehen, die die Art und Weise, wie Künstler und Fans miteinander in Kontakt treten, verändern werden. Das derzeitige System hängt am seidenen Faden, und was auch immer als Nächstes kommt, ich werde dabei sein. Ich werde ein Early Adopter sein. Und ich habe das Gefühl, dass viele derjenigen, die mir folgen, genauso denken.

Wie sehr hat sich die Musikszene, insbesondere die alternative Musikszene, in den letzten Jahren/Jahrzehnten verändert?

Meiner Meinung nach hat sich die Situation in vielen Schlüsselbereichen deutlich verbessert. Die Eintrittsbarriere ist niedriger, und die Türsteher verlieren langsam ihre Macht. Kreativität und Authentizität sind heute wichtiger denn je. Ich konzentriere mich darauf, mein Ding für diejenigen zu machen, die daran interessiert sind, und sie scheinen mich zu finden, meist durch Mundpropaganda.

Du hast auch mit der eher unbekannten Band Lacrimosa zusammengearbeitet, sowohl als Studiomusiker als auch auf der Bühne. Wie kam es dazu?

Im Jahr 2009 erhielt ich einen völlig unerwarteten Anruf, als sie es aufgegeben hatten, einen deutschen Gitarristen zu finden, der den vorherigen Gitarristen für die anstehende Welttournee von "Sehnsucht" ersetzen sollte. Ich hatte noch nie von der Band gehört, aber ich war an einem Punkt in meinem Leben, an dem ich mich bereit für etwas Neues fühlte. Gerade als ich anfing, diese Möglichkeiten zu erkunden, klingelte das Telefon. Wenn ich mich richtig erinnere, fragten sie mich, ob ich etwa 30 Songs lernen könnte, bevor ich zu den Proben nach Deutschland käme, die in 4-6 Wochen beginnen würden, gefolgt von einer langen Tournee. Ich kannte niemanden in der Band, alles war auf Deutsch, der Stil war ganz anders als das, was ich bisher gemacht hatte, und obendrein musste ich mich um die ganze Logistik kümmern - Visa, zusätzliche Pässe und die rechtzeitige Fertigstellung der Musik. Ich hatte meine Zweifel, ob das überhaupt möglich war, aber genau deshalb habe ich zugesagt. Es fühlte sich wie die perfekte Herausforderung an.

Mit deiner Band Evil Masquerade hast du den Lacrimosa-Song Revolution gecovert, warum gerade diesen Song?

Ich habe das Lied immer gemocht. Er fühlte sich damals unglaublich relevant an, und das tut er immer noch. Ich war zuversichtlich, dass ich eine nach Evil Masquerade klingende Version machen könnte, die sich sowohl frisch und aufregend anfühlen würde, als auch der Kernaussage des deutschen Originals treu bleiben würde. Außerdem hatte ich den Song schon viele Male live gespielt, so dass er mir sehr vertraut vorkam.

Werden wir dich in Zukunft wieder mit Lacrimosa auf der Bühne sehen?

Das Tolle an der Zukunft ist, dass sie noch ungeschrieben ist. Alles kann passieren, und ehrlich gesagt, habe ich keine Ahnung, was auf mich zukommt. Im Moment ziehe ich einfach mein eigenes Ding durch und genieße jedes bisschen davon.

Hast du irgendwelche Vorsätze für 2025?

Ich möchte die beste Version meiner selbst sein, die ich sein kann.

Gibt es noch etwas, das du uns mitteilen möchtest?

Ich bin wirklich dankbar für die kontinuierliche Unterstützung, die ich von dir und anderen Lacrimosa-Fans erhalte. Ehrlich gesagt hätte ich das nie erwartet, zumal ich oft nur eine dunkle Silhouette rechts vom Schlagzeug war, manchmal sogar hinter einem riesigen Keyboard versteckt. Das bedeutet mir wirklich sehr viel. Ich werde meine regelmäßigen Veröffentlichungen fortsetzen, ihr könnt also noch viel Musik erwarten, die wahrscheinlich auch ziemlich weit weg vom Mainstream landen wird.

Das Interview wurde von Michael geführt/übersetzt.
Alle Fotos wurden freundlicherweise von Henrik für das Interview zur Verfügung gestellt. - Henrik auf Facebook und auf Spotify

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